zettie94 hat geschrieben:Da bin ich jetzt aber gespannt, ob das einfach nur leeres Geplapper ist, oder ob du wirklich weisst, dass bei der DB tatsächlich keine strategische Rollmaterialplanung existiert (das kann ich mir nämlich bei einem Unternehmen dieser Grösse nicht vorstellen).
Gerade bei einem Unternehmen dieser Größe kann ich mir noch viel mehr vorstellen...
Rollmaterialplanung bei der DB bzw. irgendwelchen involvierten Companies - zwei Beispiele:
erstens: schon etwas länger her, aber trotzdem in anderer Form aktuell: München, irgendwann in der zweiten Hälfte 2005: U2 im Olympiastadion, ca. 70 - 80000 Zuschauer/-hörer, was machen der öffentliche Nahverkehr: streicht die Hälfte der - ok - U- und S-Bahn-Züge, weil in genau dieser Nacht irgendwelche Arbeiten passieren mussten. Wir brauchten 1,5h, um überhaupt in den U-Bahnhof zu kommen. Da war aber noch lange kein Zug in Sicht...
zweitens: Stuttgart, Cannstatter Wasen mit auch dem ein oder anderen zusätzlichen Fahrgast: S-Bahnen werden nicht etwa aufgestockt, nein es ist abends, da werden eher noch Garnituren eingespart. Man sollte ja inzwischen Erfahrungswerte haben, die einem Wasen-Fahrplan zugrunde liegen könnten, aber: die üblichen Zeiten mit dann natürlich Verspätungen ohne Ende.
anderes persönlichen Beispiel: ich bin mal mit dem BW-Ticket ein Objektiv abholen gefahren: Schorndorf - Stuttgart, Stuttgart - Singen, Singen - Schaffhausen, Schaffhausen - Klettgau (SBB), Klettgau - Schaffhausen (SBB), Schaffhausen - Ulm, Ulm - Aalen, Aalen - Schorndorf. Es gab zwei Züge die pünktlich waren (das was ICH unter Pünktlichkeit verstehe, sogar auf die SEKUNDE pünktlich!), das waren die SBB. Alles andere DB und alles andere mindestens 5 Minuten, eher mehr verspätet. Bei teilweise vorgesehenen Umsteigezeiten von 3 Minuten war das dann sportlich, aber die anderen Züge waren auch zu spät.
Das sind natürlich nur Stichproben, ich hab auch noch mehr erlebt. Für mich war aber immer: Schweiz 1+, Deutschland 4-, auch vom Service und der Freundlichkeit!
zettie94 hat geschrieben:Ich bezweifle, dass in S21 noch Silberlinge rumfahren werden, zumindest nicht mehr lange...
Ja, die Soll-Aufenthaltszeiten wurden verkürzt, das ist aber auch kein Problem - 3 Minuten reichen selbst für einen vollen Doppelstockzug bei (geschätzt) 75% Fahrgastwechsel (tagtäglich bei der Zürcher S-Bahn zu beobachten). Und wenn doch mal einer zu lange hat, dann führt das halt zu kleineren Verspätungen - das wird in der Simulation ebenfalls berücksichtigt.
Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass es in der HVZ - also dann, wenn am meisten Züge fahren und Pünktlichkeit dementsprechend am wichtigsten ist - eher weniger alte Leute mit Rollator unterwegs hat. Die mögen nämlich das Gedränge auch nicht besonders und haben zeitlich meistens auch die Möglichkeit, zu einer anderen Zeit zu fahren.
Klar, mit Rollator ist man nicht in der Rush-Hour unterwegs, aber die Verspätungen in der Nicht-Rush-Hour spielen in de Rush-Hour mit rein.
Um auf S21 zurückzukommen: da wird mit aller Macht was durchgesetzt, was SO niemand haben wollte, außer denen, die Kohle damit verdienen. Entschuldigung mal, ein privater Bauherr dürfte und würde nie loslegen, ohne die erforderlichen Genehmigungen zu haben?! Allein, dass gebaut wird, ohne für alles, was dann notwendig sein wird, die Genehmigung zu haben, kommt mir als Laien mit (hoffentlich...) gesundem Menschenverstand irgendwie seltsam vor.
Was auch ein massiver Unterschied im Vergleich zur Schweiz ist: In D und in der CH (glaube ich) muss das wirtschaftlichste Angebot genommen werden. Vom Prinzip her richtig. Wie erkennen Leute, die von der Materie keine Ahnung haben, was das Wirtschaftlichste ist? Da wird dann das auf dem Papier preisgünstigste Angebot genommen. In der Schweiz fallen aber sofort das Teuerste und das billigste Angebot raus, d.h. da wird dann eher mit reellen Zahlen zu arbeiten sein. Außerdem wird das Volk in der Schweiz viel mehr über Abstimmungen in die Projekte mit einbezogen. In D ist der vielgepriesene "mündige Bürger" aber nur da mündig, wenn er die Vorgaben gut heißt. Sonst hat er eben nicht den Einblick und ist daher unmündig...
Und bei allem, was hier vielleicht auch Stammtischgesülze ist: Fakt ist, das Ding wird so teuer, wären die realen Zahlen von Anfang an genannt worden, wäre das Ding so nicht zustande gekommen.
Julian, Du glaubst ja dem Streßtest, weil das ja ein seriöses Unternehmen ist (Argumentation nachvollziehbar, auch wenn ich die gestellten Voraussetzungen für nicht wirklichkeitsnah halte) . Wieso glauben dann (nach außen in Interviews) die Verantwortlichen für S21 nicht dem Bundesrechnungshof, der ja auch Ahnung von seiner Materie hat?
Gruß,
Stephan