Moin,
bei Dingen, die mir besonders gut gefallen hier im Forum oder denen, die mich "erschrecken", braucht es immer eine Zeit, bis ich mich gefasst habe. Jetzt ist es so weit, es ist OT, ich werde mir wieder eine blutige Nase holen, egal, was raus muss muss raus:
zettie94 hat geschrieben: ↑Fr 8. Dez 2023, 22:40
...Dafür braucht es aber zuallererst mal einen Mentalitätswechsel auf allen Ebenen, insbesondere beim Beamtenmikado der alten verbitterten ex-Bundesbahner und ex-Reichsbahner, welche ganz offensichtlich überhaupt kein Interesse an den Kunden haben...
Pauschaler/oberflächlicher geht es wohl nicht? Was weißt Du denn von Beamten bei der Deutschen Bundesbahn? Wenn auch nur 13 Jahre lang, ich war selbst einer, habe den größten Teil meiner Arbeit auf dem Bahnsteig (als "Dackel" vom Bahnhofsvorsteher...) im Laufschritt erledigt, zwischendurch Suizide betreut, alles selbstverständlich im "rund um die Uhr Schichtdienst..."
Zurück zum jetzt, mein (provokativer) Ansatz wäre genau der umgekehrte: wenn es einer Gesellschaft wichtig ist, dass ein Eisenbahnunternehmen funktioniert, dann muss man eben für dieses Funktionieren Beamte einsetzen. Das hat mehr als 150 Jahre in Deutschland gut geklappt, sie sind immer gefahren, Streiks gab es selbstverständlich nicht. Was die Qualität des Personals betrifft, es gibt überall solche und solche, egal was drauf steht, Beamte oder Angestellte...
Sicherlich/möglicherweise war die "Beamtenbahn" etwas teurer, Qualität hat halt ihren Preis, aber was will man von Zeiten und einer Gesellschaft erwarten, in der es heißt, dass Krankenhäuser profitorientiert geführt werden müssen...
Auch das ist eine steile und "reflektierte" These:
zettie94 hat geschrieben: ↑Fr 8. Dez 2023, 22:40
...Die geforderte Verringerung der Wochenarbeitszeit ist völlig überrissen und unrealistisch und das weiss die GDL auch. Mit dem aktuellen Personalbestand
kann dies gar nicht umgesetzt werden. Das würde zu mehr Zugausfällen und/oder Überstunden führen...
Wenn ich das richtig verstanden habe bedeutet das, dass eine Gewerkschaft selbstverständlich auf die jahrzehntelange verfehlte Personalpolitik der Unternehmensführung Rücksicht nehmen muss und selbstverständlich keinen Arbeitskampf um Arbeitszeitbedingungen führen darf...???
Klasse auch, jetzt schon werden die wenigen/zu wenigen Personale auf den Lokomotiven derartig geritten und gequetscht, fahren nur noch am gesetzlichen Minimum und man wundert sich original, dass es viele aus diesem Personenkreis leid sind, einfach nicht mehr am privaten und gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu dürfen???
Thema Spartengewerkschaften:
Wie schön wäre es doch für Ottonormalverbraucher, wenn es einen Tarifvertrag für alle ~200000 Eisenbahner gäbe. Ein Großteil dieser Leute würde mit der Idee in die Tarifverhandlungen gehen, "...der fährt seine Lok, ich fahre meinen Bürostuhl und der ist warm und trocken. Was kümmern mich Ruhezeiten, planbare freie Tage, Begrenzung von Nachtschichten, die Höhe von Nachtschichtzulagen, ich bin am Wochenende eh immer zu Hause und leiste selbstverständlich keine Nachtdienste..."
Da kommst du als Berufsgruppe der Lokführer oder um andere Beispiele zu nennen Flugbegleiter und Piloten zu nichts, deshalb ist es wichtig und für mich unabdingbar, dass diese (Klein)Gewerkschaften für die Bedürfnisse ihrer Mitglieder eintreten können müssen!
Zumal es diesen Berufsgruppen vorwiegend um die Ausgestaltung ihrer Arbeitsbedingungen unter dem großen Stichwort "Balance von Arbeits- und Ruhezeiten", planbaren freien Tage im Monat usw. geht.
Kurz am Rande. Ich würde Herrn Wiselsky auch nicht für den Sympatie-Oskar nominieren, doch als Lokführer kann ich mir Schlimmeres vorstellen, als von ihm vertreten zu werden...
Zu allgemeinen Arbeitssituation in Deutschland hilft ein Blick nach Skandinavien, z.b nach Schweden. Dort arbeiten 90% der Beschäftigten in Tarifverträgen, in Deutschland sind es weniger als 50%. Tarifverträge gelten dort (in Skandinavien) unter anderem als Grundlage allgemeinen Wohlstands, um die sicherlich auch immer wieder gestritten wird und gestritten werden muss.
Abschließen möchte ich mit einem Zitat eines Aufklebers an der Rolltreppe meines ehemaligen Arbeitgebers:
"If you pay peanuts, you´ll get monkeys..."
In diesem Sinne auf eine harmonische und unbeschwerte Vorweihnachtszeit...