alternative Reiseziele

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uwe
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von uwe »

Moin Julian,
zettie94 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 19:04 Das habe ich so nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, Streik sollte das letzte Mittel in einem Arbeitskampf sein, wenn alle anderen Mittel gescheitert sind.
das stimmt, du hast das nicht geschrieben. Aber ich schrieb auch das es mal unabhängig von dem aktuellen Geschehen bei der Bahn betracht werden muss.

In meinen 45,5 Berufsjahren (alle in einer Firma, b.z.W. der Nachfolgefirma) habe ich natürlich auch die Tarifrunden immer genau verfolgt, letztlich ging es ja auch um meine Arbeits- und Lohnbedingungen (in meinem Fall im Metallgewerbe). Dabei habe ich beobachtet, das das Konstrukt aus Forderung und Angebot (oder auch anders herum) sich über die Jahre, und insbesondere in den letzten Jahren, sich immer weiter von einander entfernt hat: zu hohe Forderung und Angebote die letztlich eine Verschlechterung darstellten. Das jeweils endgültige Ergebniss hat sich dabei von einem irgendwo in der Mitte treffen zu einem man gerade noch als Verbesserung wahrnehmbaren Ergebniss verschoben. In der Folge haben sich dann die Forderungen bei der jeweils nächsten Tarifrunde gesteigert.
Das Argument der leidtragenden Kunden ist dabei zunehmend zu einem Totschlagargument verkommen. Dies natürlich insbesondere in Branchen bei denen es um direkten Endkundenkontakt geht. In meinem Fall also eher etwas weniger. Ein Streik diente auch immer dazu den Rest der Gesellschaft auf die Zustände in der Branche aufmerksam zu machen. Insofern ist die genannte Variante zum Beispiel nur die Fahrkarten nicht mehr zu kontrollieren völlig wertlos. Wer eine Monatskarte oder ein Jobticket oder ähnliches hat ändert dadurch nichts was die Bahn interessieren würde.
Darüber hinaus hat es sich in den letzten Jahren auch immer wieder und in immer größeren Umfang eingebürgert das zusätzlich zur tariflichen Arbeitszeit unbezahlte Stunden eingefordert werden. Ich will gar nicht so genau wissen wieviel Zeit ich unbezahlt gearbeitet habe. Das ging bis zu 5 Stunden je Woche. Als Alternative hat man dann mit Betriebsschliessung- oder Verlagerung nach China und/oder Indien gedroht. Überstunden kamen natürlich noch dazu, abgegolten dann mit Gleitzeit, und wenn man die dann einlösen wollte fühlte man sich wie der letzte Bettler. Übrigens in einem Betrieb mit zeitweise bis zu 1500 Mitarbeitern nur am Hauptstandort.
DIeses Fazit gilt nach meiner Erfahrung und Meinung für alle Branchen.

Ein Detail was ich an den Tarifforderungen auch gegenüber Vertretern meiner zuständigen Gewerkschaft als einen großen Fehler definiert habe, sind die Lohnforderungen nur nach einem Anstieg um einen bestimmten Prozentsatz. Das führt dazu das der Unterschied zwischen unteren und oberen Lohngruppen immer größer wird. x % von 20 Euro sind logischerweise mehr als dieselben x % von 12 Euro. Und die Lebensmittel werden für jemanden in einer hohen Lohngruppe nicht teurer als für jemanden in einer unteren Lohngruppe.

Warum es bei der Bahn mehrere Gewerkschaften gibt, kann ich nicht direkt beantworten. Grundsätzlich gilt in Deutschland ein Betrieb = eine Branche und damit eine zuständige Gewerkschaft. Ausser der Bahn ist es glaube ich nur noch in der Luftfahrt so (Flugpersonal, Piloten und Fluglotsen), aber man korrigiere mich wenn das anders ist.
Was aber dazu führen kann das in einem Betrieb mehrere Gewerkschaften zuständig sind ist das Outsourcing von Tätigkeiten. Zu Anfang meiner Berufslaufbahn hatte unsere Firma eigenes Reinigungspersonal und eigenes Küchenpersonal für die Kantine, ausserdem hatten wir noch eine Tischlerei die Transportverpackungen für die Maschinen angefertigt hat. Diese Dinge sind dann alle outgesourct worden an Fremdfirmen. Das seien keine Kernkompetenzen der Firma. Letztlich endete es darin das die Firma aufgeteilt wurde in drei einzelne Firmen: die Produktion von Werkzeugen (Fräser, Bohrer Gewindebohrer u.s.w.), die Produktion von Maschinen zur Herstellung von Tabletten (von der Antibaby-Pille bis zum Waschtab für die Spülmaschine. Es gab Wochen da "duftete" die gesamte Firma über Tage nach Pfefferminz wenn mal wieder eine Probelauf stattfand und über Stunden Pfefferminzbonbons gepresst wurden und die Bonbons zum Verzehr freigegeben wurden) , und dann die "Shared Service" in der die Verwaltung, das Lohnbüro, die Instandhaltung und die Gelände- und Gebäudeverwaltung angesiedelt waren.

Darüberhinaus dann solche Äusserungen das die Arbeiter doch Wohngeld beantragen sollen wenn der Lohn einer Vollzeitarbeit nicht reicht um sich eine Wohnung zu leisten. Und Gewinne werden immer gerne genommen aber Verluste darf dann der Steuerzahler ausgleichen.

Das alles führt auch zu einer Entsolidarisierung in den Firmen und der Gesellschaft. Das Ergeniss sind dann solche Arbeitskampfszenarien wie man aktuell beobachtet.
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