BR 110 155

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Andre
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Re: BR 110 155

Beitrag von Andre »

Lackierung mit der Rolle, na das hätte ich gerne als Video gesehen. :mrgreen:

Gruß André
schyby
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Re: BR 110 155

Beitrag von schyby »

Ein weißes DB Logo gab es natürlich auch ...

http://www.doku-des-alltags.de/BDMuench ... e%204.html
1987
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Re: BR 110 155

Beitrag von 1987 »

Die 110 155 ist nicht so einmalig oder außergewöhnlich, wie es hier dargestellt wird. Ich habe sogar Zweifel daran, dass hier eigens für Märklin ein "besonderes" Vorbild geschaffen wurde. So etwas hat es zwar gegeben, war aber durchweg jüngeren Datums und betraf eher Werbelokomotiven oder Spenden-/Aufarbeitungsaktionen für historisches Rollmaterial (z.B. die "Rheingold-18.4").

Fakt ist nach Literaturbelegen folgendes:
Ursprünglich war sowohl bei den Baureihen E 10 als auch E 40 das Dach oberhalb der durchlaufenden Dachrinne weißaluminium (RAL 9006) lackiert. Im Rahmen des Entfernen der umlaufenden Dachrinne (Bauartänderung; konkrete Verwaltungsnummer dazu weiß ich nicht auswendig) wurde die stahlblaue oder chromoxidgrüne Kastenfarbe bis über die Dachkante gezogen. Zunächst blieb im von unten unsichtbaren Bereich eine silberfarbene Fläche bestehen, später hielt auch hier Blau/Grün Einzug und nur die "Erhebungen" (Lüfter u.ä.) blieben abweichend lackiert, fortan aber in umbragrau.

Zumindest in der Theorie entfiel diese Differenzierung dann irgendwann auch und man sah die Wagenkastenfarbe fürs gesamte Dach vor. Dass es in der Praxis sehr wenige Lokomotiven gab, bei denen dies auch erkennbar umgesetzt wurde, liegt schlicht und einfach auch an den langen Zeiträumen bis zu einem Neuanstrich. Ein Unterhaltungsintervall beträgt acht Jahre (Regelabstand zwischen zwei HU), ein Neuanstrich wurde und wird nur im Rahmen einer Hauptuntersuchung oder Unfallausbesserung durchgeführt. Vorgesehen war, dass ein Neuanstrich mit jedem zweiten Unterhaltungsabschnitt erfolgt. Dies hat bei den alten Farbkonzepten auch sehr gut funktioniert, erst mit Orientrot wurde es zur Makulatur. Dass Rot wegen seiner groben/großen Pigmente die am wenigsten lichtbeständige Farbe ist, war und ist eigentlich bekannt. Das hat sie nicht davon abgehalten, sich im groß angelegten Praxisversuch von diesem Manko zu überzeugen. ;)

Aus diesen Ausführungen lässt sich auch schließen, warum so viele Lokomotiven und Wagen noch bis Mitte der Achtziger (und teilweise darüber hinaus) nach altem Farbkonzept lackiert waren und das Orientrot hingegen so rasend schnell verschwunden war. Die ungeheure Lichtbeständigkeit ist auch ein Grund, warum nur sehr wenige elektrische Lokomotiven kobaltblau - torsten83 hat es anderer Stelle als "Freimannblau" bezeichnend - lackiert wurden: Das Stahlblau war noch gut und brauchte nicht ersetzt zu werden. Als sich das änderte, galt schon Blau-Beige oder gar die Produktfarben.


Mein Fazit:
Die 110 155 könnte, muss aber keinesfalls, explizit für Märklin angepasst worden sein. Mir erscheinen die Unterschiede im Vergleich zum Aufwand und den Kosten (Standzeiten der Lok, Grundreinigung, Lackierung ohne Pantographen/Dachleitungen) für zu gering, um hier tatsächlich einen Kaufanreiz zu liefern. Ich vermute hier eher eine weitere "Märklin-Legende". Wirklich außergewöhnlich an dieser Lok war für mich einfach die Kombination des komplett blauen Lokkastens in Verbindung mit dem ebenfalls nur sehr kurzlebigen, rot hinterlegten Bundesbahnkeks.


Holger
MichaF
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Re: BR 110 155

Beitrag von MichaF »

Hallo Holger,

da muß ich Dir aber in einigen Punkten widersprechen!

Ich weiß es aus 1.Hand, dass diese Lok von Märklin in dieser Variante erschaffen wurde. Es ist definitiv kein Gerücht! Die Arbeiten mit dem Überlackieren und dem vorherigen Reinigen brauchte im Bw gerade mal drei Tage, die die Lok dem Betriebsdienst nicht zur Verfügung stand.
Es war die erste Lok, die von Märklin so beeinflusst wurde. Später kamen dann die offiziellen Werbeloks. Das ist dann aber ein ganz anderes Thema.

Im Farbschema blau und grün (bei E-Loks) war nie vorgesehen die gesamten Dächer in Kastenfarbe zu lackieren. Außer der besagten 110 155 gab es bei allen anderen E-Loks nicht eine andere, die so ausgeführt wurde. Alle Neulackierungen bis zum Erscheinen der ersten ob-Loks (1975) wurden mit silbernen/grauen Dachaufbauten und auch Verlängerungen unter den Stromabnehmern ausgeführt.
Mich würden Deine Quellen interessieren, die belegen, dass das ganze Dach in Kastenfarbe zu lackieren ist. Hier würden mich offizielle DB-Anweisungen an die AW überzeugen.

"Freimannblau" entstand dadurch, dass sie im AW München-Freimann die Farbe anders gemischt hatten (andere Farbverhältnisse) und zu Beginn sah der Lack noch relativ dunkel aus, blasste aber im Laufe der Jahre mit der Sonneneinstrahlung aber weiter aus und dadurch ergab sich (Jahre später) das schöne helle Blau: das Freimann-Blau.

Warum verschwand orientrot so schnell?
Ab Anfang/Mitte der 90er Jahre gab es schon eine größere Anzahl von Loks und IC-Wagen, die bei der nächsten Revision erneut lackiert wurden, da der Lack in einem sehr schlechten Zustand war. (wie Du sehr schön ausgeführt hast) Viele erhielten aber eine Revision ohne Neulack.
Hauptgrund für das schnelle Verschwinden war die Anweisung seit verkehrsrot (1997/1998) alles so schnell wie möglich (in großem Stil auch ohne Revision!) umzulackieren. Deshalb war ab Anfang der 2000er Jahre fast alles verkehrsrot.

Es gab zum Ende der Bundesbahnzeit noch drei weitere blaue Loks, die dieses rot-weiße DB bekommen haben:
110 173, 184 und 228 wurden 1992 vom Bw Stuttgart komplett neulackiert und waren auch alle in diesem Zustand (aber normal mit grauen und silbernen (228) Dächern).
Seit 1989 wurden bei Ausbesserungen von altfarbenen Fahrzeugen nur noch neurote DB verwendet, weil die anderen aufgebraucht waren und nur noch neurote produziert wurden. Mal mit weißem Rand (wie bei unseren vier 110), mal nur rot.
Auch blaue 181.2 gab es mit diesen DBs mit weißem Rand.
Das war also nichts Besonderes, sondern einfach dem Umstand geschuldet, dass die anderen DBs aufgebraucht waren.

Gruß
Michael
1987
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Re: BR 110 155

Beitrag von 1987 »

Hallo Michael,

ich habe am Wochenende noch mal meine Literatur herangezogen und muss mich in der Tat korrigieren. "Ein Schuss aus der Hüfte" trifft halt nicht immer...

In der Tat habe ich keine Belege gefunden, dass die DB eine Lackierung auch der Dachaufbauten in Kastenfarbe jemals angeordnet hätte. Nur den Wechsel vom verschmutzungsanfälligen RAL 9006 Weißaluminium zum RAL 7022 Umbragrau habe ich gefunden. Interessant finde ich immer wieder die "Mysterien" um das sogenannte "Freimannblau".

Wolfgang Diener schreibt in "Anstrich und Bezeichnungen von Lokomotiven", dass die DB um 1969 den Wechsel von RAL 5011 Stahlblau auf das hellere und freundlicher wirkende RAL 5013 Kobaltblau verfügt habe. Das erscheint mir keine vage Vermutung zu sein, denn die Baureihe 118 ist ein guter Beleg dafür: Zuvor wurden sie bis auf nur zwei Ausnahmen nicht stahlblau lackiert (obwohl dieser Anstrich eigentlich für sie vorgesehen war), nach 1969 wechselten sie ihre Farbe aber fast durchgängig von Grün auf Kobaltblau. Neuanstriche in Ozeanblau-Beige haben sie daher weitgehend verschont...

Dass das "Freimannblau" eine reine Fehlmischung war, glaube ich nicht. Die zugelieferten Lacke dürften hinsichtlich der Hersteller sicher recht einheitlich und von gleicher Qualität für alle AW gewesen sein. Ich weiß nicht, welche Mengen in MF jeweils angemischt und gelagert wurden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass hier wissentlich eine falsche Farbe weiterverwendet wurde oder eben eine über Jahre reichende Charge weniger lichtbeständig war. Ich schlussfolgere aus den Beobachtungen eher, dass in MF recht konsequent auf Kobaltblau umgestellt wurde.

Was hingegen die These eines Fehlers stützen könnte, wäre die Neubeschaffung der Baureihe 181.2 als einzige Ellok-Baureihe im Zeitfenster 1969 bis 1974 mit blauem Lack. Die zehn ersten Exemplare haben gemäß noch heute vorhandener Unterlagen und Dokumentationen zweifelsfrei einen stahlblauen Lack erhalten. Konsequent erscheint die Farbumstellung aber wiederum vor dem Hintergrund, dass die Reisezugwagen auch freundlicher lackiert wurden und die Lokomotiven sich davon ja nicht optisch abheben sollten:

RAL 6007 Flaschengrün --> RAL 6020 Chromoxidgrün
RAL 5011 Stahlblau ---> RAL 5013 Kobaltblau

Die dunklere Farbe der 181er könnte also auch in der langen Phase von Erprobung, Bauartänderungen und Serienbeschaffung liegen. Für die 181.0/181.1 galt ja auf jeden Fall noch stahlblau.


Wie auch immer, mir gefallen solche Farbtupfer, die sich etwas aus der Masse hervorheben. Und dass 110 155 hier auch etwas Besonderes war, stand ja außer Frage.


Holger
Torsten83
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Re: BR 110 155

Beitrag von Torsten83 »

Hallo,

bei der 181.2 kann man noch anmerken, dass der Aufschrei recht groß war, als die designierte Museumslok 181 201 im Jahr 2010 in Freimannblau neu lackiert wurde, obwohl wohl nie eine Lok diesen Lack zuvor getragen hatte. Der Empörung zu folgen, dürften alle Loks ab Werk tatsächlich stahlblau gewesen sein...
Mich hat der 'Fehler' gefreut, die 181 201 ist in meinen Augen nun deutlich hübscher als sie in Ursprungsausführung sein dürfte. Auch der rote Bundesbahn-Keks vollbringt hier optisch gute Taten :)

Lustig, dass die Ausbesserungsflicken vor der Neulackierung offensichtlich heller waren, als der Originallack:
Bild

Wie schön ist 181 201 in ihrem hellerem kobaltblau vor einem aktuellen SBB EC Wagensatz:
Bild

Wie grausam hingegen ist der Zustand der 181 206 in stahlblau, welche im Koblenzer "Museum" steht:
Bild
Das sogenannte Museum entwickelt sich leider immer mehr zu einem Schrottplatz und planlosen Sammelsurium - warum man die Touristik-103 in die Sammlung aufnahm, um selbige dann zu entlacken? Bei der neuen Bemalung per Rolle bleibt wohl wieder nichts anderes als rot/beige über :roll:
1987
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Re: BR 110 155

Beitrag von 1987 »

Hallo Torsten,

dass Kobaltblau schöner als Stahlblau ist, da sind wir uns einig :drink:

Ich danke Dir für Dein Foto der 181 201 mit Ausbesserungsflecken. Deutlicher lässt sich der Farbunterschied zwischen den beiden Farbtönen nicht aufzeigen, der direkte Vergleich wirkt Wunder. Ich finde die 181 206 aber keinsfalls als hässlich, der Anstrich unterstreicht die Eleganz der Maschinen doch sehr gut. Allerdings hat sie optisch schon mal mehr hergemacht. Das ist aber eine Frage des Zustands und nicht der Farbgebung. Eine entscheidenden Einfluss auf die Bildwirkung haben aber jeweils auch der Hintergrund, die Lichtverhältnisse und die Bildbelichtung selbst.


Holger
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Re: BR 110 155

Beitrag von Torsten83 »

Hallo Holger,

das grausam an der 181 206 in stahlblau bezieht sich ganz explizit auf den vergammelten Gesamteindruck, besonders der Lack am Führerstand sieht übelst aus :(

Im Modell ist es viel hübscher:
Bild

Da konnte ich nicht widerstehen :D in Kobaltblau wäre es dennoch eine schöne Ergänzung von Rokuhan... 2 blaue sollten sich wohl auch gut verkaufen lassen ;)
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