Interview bei Märklin: "Digital"

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caseyjones
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Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von caseyjones »

Hallo Freunde,
in anderen Foren gab es einen Link auf ein hochinteressantes Interview mit den Chefs der Märklin-Technik, Schwerpunktthema "Digital". Den will ich auch hier einrücken, mit Dank für die Redakteure der "DigitalenModellbahn" (eine wohl nicht sehr stark verbreitete Zeitschrift für Spezialisten):

https://www.vgbahn.de/downloads/dimo/20 ... erview.pdf

Das behandelt schwerpunktmäßig H0, aber auch alle anderen in Göppingen heimischen Baugrößen - so auch Z. Ich meine: realistische, durchaus auch kaufmännisch orientierte Sichtweisen der Unternehmensleitung. Das finde ich insofen gut, als mit verbranntem Geld keinem Modellbahnfreund gedient sein kann. Für uns Zetties heißt das: Digital-ab-Werk wird es so schnell nicht geben. Man will erstmal das Sortiment konsolidieren und lieber Modelle rausbringen, die Umsatz einspielen. Finde ich OK, wenn wir dann schöne Modelle kriegen - in der jüngeren Vergangenheit sind wir ja nicht ganz schlecht bedient worden, durch alle Epochen hinweg.

Uli
Achse
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von Achse »

Das finde ich vollkommen in Ordnung . Es ist aber kein Grund, so zu konstruieren, dass der Einbau von Decodern zunehmend zu schwierig wird für die Mehrzahl der Interessenten. Es sei denn, man will es so, um eines Tages immer noch das ganze Portfolio ein weiteres Mal upgegradet verkaufen zu können, wie bei der Einführung roter Kuppelstangen, brünierter Räder, 5poler und Glockies.
caseyjones
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von caseyjones »

Ich kaufe normalerweise nix ein zweites Mal, nur weil es eine Upgrade-Variante gibt. Bei der BR 86 habe ich gezielt die alte Ausführung gesucht - mit dunklen Rädern. Bei der neuen Ausführung ist wegen Detailsteuerung die Zylindergruppe viel zu breit, was die Proportion der ganzen (relativ kleinen Lok) zerstört und mir gar nicht gefällt. Ich finde es blödsinnig, Modellbahnloks fast immer von der Seite zu betrachten und zu fotografieren. Modellbahnen werden meist schräg von oben angeschaut.

Natürlich sollten unsere Digitalo's mit vernünftig-geringem Aufwand einen Decoder einbauen können, keine Frage. Das sollte bei der Konstruktion normal-großer Modelle unbedingt einfließen, damit eine Lösung à la VELMO möglich ist. Das wäre m.E. durchaus im Interesse der Göppinger. Sage ich als Analogie.

Edit: Zwei Varianten (Digital + Analog) wie in der Anafngszeit von H0-Digital wird es sicherlich nicht im Katalog geben. Und in Baugröße N hatte das unter Märklin eingeführte, teure "Zwangs-Digital" der Minitrix für viel Ärger gesorgt, zumal man damit auf Analog-Anlagen nur schlecht zurecht kam. Das möchte ich in Z bitte nicht so haben! In Z sollte es so sein, daß man mit wenig bastlerischem Aufwand Platinen austauscht. Das wäre auch ein schönes Programm für engagierte Händler zur Kundenbindung. Vielleicht könnten die solche Modelle gleich "mit Digitalplatine" in Göppingen bestellen, ohne daß solche Loks ein Lagerartikel sein müßten? Die tauschbare Digitalplatine gehört eigentlich von vornherein ins Aufgabenbuch bei der technischen Entwicklung neuer Modelle.

Uli
Zuletzt geändert von caseyjones am Di 19. Jan 2021, 23:18, insgesamt 1-mal geändert.
DiRo
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von DiRo »

Uli, da hast Du mir aus der Seele gesprochen. Kann mich nur Deiner Meinung anschließen.
Aber auf die Modelle der BR24, 64 und 80 möchte ich auch nicht verzichten, überlege noch, wie man das schmaler hinbekommt.
Torsten83
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von Torsten83 »

Hallo.

Prinzipiell ließt sich das Interview gut, es wirkt ungewohnt offen, ehrlich und direkt - also eigentlich mal genau das, was ich in den Insider-Club-News vermisse.

Wenn man auf den Fortbestand der Z bei Märklin achtet, kann man hier schon positive Aspekte entnehmen. Man könnte glauben, dass nun durchaus wieder mehr Formneuheiten kommen und überhaupt wieder ein breiteres Publikum angesprochen werden soll, statt nur der DB Epoche III. Dafür spricht ja ein, dann im Absatz auch unerwartet erfolgreicher, Vectron. Interessant ist des weiteren auch der Aspekt zu dem digital geeigneten Gleissystem - käme hier ein Mini-C-Gleis in Betracht? Das würde ja allerdings hohe Entwicklungskosten bedeuten und wäre dann doppelt zu Rokuhan/MTL. Dabei könnte man allerdings optische Fehler, wie den Feldbahn-Schwellenabstand mal beseitigen... außer sie machen ein Add-On Schwellenband a la Piko A-Gleis, was in H0 überraschend guten Anklang findet, obwohl es optisch nun kein so großer Wurf ist, dafür aber in der Entwicklung wohl günstig daher kam und mit den zusätzlichen Rastnasen in der Böschung für fliegenden Aufbau Pluspunkte mit sich bringt.

An digital ab Werk würde ich nach dem lesen allerdings auch in 3-5 Jahren nicht mehr glauben, weil man es sich eben aktuell bei etlichen Modellen verbaut hat (V80) bzw. Modelle wie der Klv wohl in Serie nie digital werden. Wenn man dann bei einer 24 den Decoder gerne in den Tender verfrachten möchte, dann wäre eine digitale 80 oder V60 ebenfalls weniger wahrscheinlich (mit der heutigen Technik), weil da müsste digital ja in der Lok stattfinden. Also vermutlich ist nach dem Bericht, auch für das 50. Jubiläum der mini-club kein digital von Märklin als Highlight zu erwarten. Mit dem Verweis auf Abwärtskompatibilität wird sich auch keine Kinematik zeigen, wobei die kurzen Kupplungshaken hier schon ein enormer Zugewinn waren.

Der Preis-Aspekt ist interessant, man macht digital bei Minitrix nicht mal kostendeckend, dabei kostet das digital ab Werk-Modell pro Lok schon rund 70-100 EUR extra (im UVP), hier ist in N jedoch meistens Sound verbaut. Soundprojekte haben sie im Baukasten allerdings für H0 schon gemacht, hier kann man sich dann als Hersteller in der Folgenutzung arm oder reich rechnen durch Kostenverschiebungen zwischen Sparten.
Eine übliche Z Lok, käme dann digital auf eine UVP um 300 EUR - wie viele von uns fahren denn tatsächlich digital? Wie viele werden nichts mehr oder deutlich weniger kaufen, wenn der Preis so stark anzieht. An Minitrix zeigt sich, es gibt in der Regel nicht beide Varianten parallel. Sondern ein Modell wird analog oder digital angeboten. Mit "Zwangs"-Digital haben sie allerdings in N schon mal eine Bauchlandung hingelegt...

LG
Torsten
caseyjones
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von caseyjones »

Hallo,
aufgewertete, künftige Schlepptenderloks (Modifikation existierender Modelle) könnte ich mir so vorstellen:
Haftreifen auf der Treibachse, Tenderstromabnahme, komplette Lok-Tender Verkabelung und Einbau der Platine generell im Tender. Nach Velmo-Prinzip sollte die dann tauschbar sein gegen eine Digital-Platine. Solch eine Lok wäre etwas teurer als die heutige Ausführung, dafür mit deutlichem Vorteil für alle, auch Analogbahner: bessere Zugkraft, sichere Stromaufnahme, zuverlässiger Betrieb generell.
Die von vornherein schwierig umzurüstenden kleinen, einteiligen Loks müßten eine Spielwiese für Experten bleiben, wie wir sie hier im Forum haben.
Uli
graetz777
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von graetz777 »

caseyjones hat geschrieben: Di 19. Jan 2021, 20:31 Für uns Zetties heißt das: Digital-ab-Werk wird es so schnell nicht geben.
Es werden ja einige Probleme aufgezählt. Betriebssicherheit, EMV-Konformität und auch explizit heisst es im Prinzip: Ihr könnt "privat" gerne digitalisieren, aber wir als Großserienhersteller haben da einige Hürden mehr zu überwinden. Der Zeithorizont wird schon seit einigen Jahren mit ca. 5 Jahren angedeutet. Vielleicht klappt es ja wirklich, erstmal in N das hinzubekommen und daraus dann für Z zu lernen. Aber warten sollte man darauf nicht mehr.

Aber schön, dass generell Z bei Märklin noch eine Zukunft hat. Zumindest in den Modellen selbst. Vielleicht ist es langfristig auch leichter, Moba wieder in die Kinderzimmer zu bringen, wenn sie nicht so viel Platz wegnimmt. Das ist ja der Grund, dass in Japan die kleinen Spuren so erfolgreich sind.

Was aber auf jeden Fall schon was bringen würde: Haftreifen bei allen >2 Achsern und auch Tenderstromaufnahme, wenn man eh schon zwei Kabel zum Tender verbaut.
Torsten83
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von Torsten83 »

Hallo Uli,

sehe ich so ähnlich, der Mehrpreis muss auf jeden Fall auch für die breitere Masse der analogen Bestandskunden einen Vorteil mit sich bringen. Warum sie allerdings die Tenderstromabnahme nicht direkt bei der Insider-03.10 etabliert haben, wo sie schon Kabel zwischen Lok und Tender verbinden? Das erschließt sich mir nicht. Die Tenderstromabnahme werden ihnen ja schon viele vorgeschlagen haben und das Interview zeigt ja auch deutlich, dass man eben durchaus auch ansieht, was Bastler umsetzen...

Das mit den kleinen Loks nur für Experten, ich weiß nicht. Ich lese das Interview an der Stelle so, dass das quasi explizit nicht gewünscht ist oder einer der blockierenden Gründe. Alles soll als System digital können, auf der anderen Seite schreiben sie gleichzeitig, warum das eigentlich nicht sein kann. Also letztlich sind wir seit der Chiemgau-Bahn in dem Schwebezustand, dass man will, aber nicht alles kann - zumindest aus dem aktuellen Blickwinkel noch nicht weiß, wie es alles gehen kann. Die Decoder sind ja schon erheblich kleiner geworden, wenn ich denke an die erste Zeit, wo man auch eine 103 noch aufwendig bearbeiten musste... vielleicht sieht die Welt in nochmal 5 Jahren an der Stelle wieder ganz anders aus :)
graetz777 hat geschrieben: Mi 20. Jan 2021, 13:14 Vielleicht ist es langfristig auch leichter, Moba wieder in die Kinderzimmer zu bringen, wenn sie nicht so viel Platz wegnimmt. Das ist ja der Grund, dass in Japan die kleinen Spuren so erfolgreich sind.
Hallo Andreas.

Nur ist die Spur Z nach EU Norm ja schon kein Kinder-Spielzeug und für über 14 jährige gedacht. Bei N hatten sie ja mal "Minitrix for Kids" - mit vereinfachten ICE-1, wo ein Mittelwagen 19,95 DM gekostet hat, als ein D-Zugwagen in Z schon bei rund 36 DM lag. Vom Kinderprogramm mit richtiger Modellbahn ist nicht viel übrig, auch bei Märklin in H0 nicht. Emma ist null kompatibel mit H0 Lichtraumprofil, das 2-Achs-Plastik-Zeug langfristig für die Tonne. Wenn man die Modellbahn als System zurück zu Kindern bringen wollte, müsste man wohl einen Formenfundus vereinfachter Modelle haben, die sich preiswert herstellen lassen und die von erwachsenen Bestandskunden nicht als richtigen quatsch (wie Alpha) oder überteuert (als Geschenk/zum Ausprobieren) angesehen werden. Am besten kauft Märklin die Formen bei Kleinbahn auf, lässt die einfachen Wagen dann als DB bedruckte Fahrzeuge in China fertigen und verkauft sie zum Einsteigerpreis über Smyth Toys oder die Müller Drogerie. Wo halt "normale" Kunden einkaufen.
Die Preise in Japan für Triebwagen sind aber teilweise auch erheblich im Niveau unter dem, was Märklin will. Teils aber eben auch für erheblich vereinfachte Umsetzungen, sowohl optisch als auch technisch. Dort gibt es Sortimente, die wir einfach nicht haben. Den Shorty gibt es da quasi auch als Maxi mit normalen Fahrzeugen - wir haben es hier nur über Eisen-Platz kennen gelernt, halbwegs ernsthafte Modellbahn zum Discounter Preis. Und der Antrieb von Eisen-Platz war ja nun wirklich etwas technisch gutes, aber kam zum Beispiel auch ohne Elektronik oder Licht für die Waggons daher.

LG
Torsten
Chico
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von Chico »

Wenn man die Modellbahn als System zurück zu Kindern bringen wollte, ...
... dann sollte man erst recht auf Digitalisierung setzen.
Schließlich wächst der Nachwuchs ja auch "digital" auf ...
caseyjones
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Re: Interview bei Märklin: "Digital"

Beitrag von caseyjones »

Chico hat geschrieben: Mi 20. Jan 2021, 15:51 Schließlich wächst der Nachwuchs ja auch "digital" auf ...
...auf dem Tablet müssen heute schon die Siebenjährigen wischen, wenn sie im Homeschooling eLearning machen (wegen Corona). Insofern wachsen sie tatsächlich digital auf.

Eine Modellbahn steuern, wenn mehrere Züge gleichzeitig fahren, dann das (Gleisbild-) Stellpult und mehrere Regler bedienen, den Überblick behalten über das dynamische Geschehen auf der relativ großen Anlage - das ist eine ganz andere Herausforderung! Die kann beliebig groß und stressig werden, auch für Erwachsene. - Daß solche eine Modellbahn nur mit Digitalisierung funktioniert, interessiert vom Spielbetrieb her gesehen nur am Rande.

Auf meiner H0-Bahn spielt schon der siebenjährige Enkel mit zwei Zügen gleichzeitig. "Crash fahren" war von vornherein verpönt. Dann könnten die schönen Züge kaputt gehen - wie im richtigen Leben. Er ist sehr umsichtig und vorsichtig, damit alle Weichen richtig gestellt sind. Notstop kennt er auch. Zum Lernen hat er als "Fahrschule" die V60. Mit dem wertvollen, schweren TEE Expresszug VT 11.5 (Ganzmetall-Insidermodell, sechsteilig) darf er nur fahren, wenn er seine Schularbeiten brav erledigt hat. - Das alles läuft auf einer spieltauglichen Märklin-Anlage mit "Alt-Digital" 6021 im Vollausbau: es gibt insgesamt 5 Regler, für jede Lok auf der Anlage gibt es einen Drehknopf. Alles kann simultan, haptisch bedient werden, ganz ohne Wischen auf Touchscreen und Herumsteigen in Bedien-Menüs. Sehr bedienungsfreundlich, narrensicher. Das gab es schon vor 30 Jahren von Märklin - in H0.

Und die winzige miniclub-Bahn fasziniert auch schon kleine Kinder. Ihnen fehlt allerdings noch das haptische Geschick dafür.

Uli
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