alternative Reiseziele

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zettie94
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von zettie94 »

Axel Hempelmann hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 09:34 in der Schweiz liegen die Prioritäten vermutlich anders als in Deutschland. Ich stelle mir gerade vor, die Autobahn München - Salzburg wäre für nur einen ganzen Tag in beide Richtungen blockiert gewesen - eine nationale Katastrophe!
Und ich dachte, in Deutschland habe man die Verkehrswende ausgerufen :roll: Da haben wohl einige noch nicht gemerkt, dass das mit der Verkehrswende nur etwas wird, wenn die Bahn auch tatsächlich an 365 Tagen im Jahr eine zuverlässige Alternative darstellt und nicht beim kleinsten Schnee gleich Wochenlang der Verkehr zusammenbricht.
eXact Modellbau hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 10:17 Auch wenn ich jetzt vielleicht persönlich betroffen bin, bin ich trotzdem nicht sauer auf die GDL. Streik ist ein legitimes Mittel im Arbeitskampf und wird in Deutschland viel zu selten eingesetzt. Im internationalen Vergleich mit anderen "führenden Industrienationen" sind wir ein Billiglohnland.
Sorry, aber Streik sollte in einem Arbeitskampf das letzte Mittel sein, wenn alle anderen Massnahmen nicht zum Erfolg geführt haben. Die GDL beharrt hier hingegen stur und ohne jegliche Kompromissbereitschaft auf völlig unrealistischen Maximalforderungen, ohne auch nur bereit zu sein, mit der DB zu verhandeln. Dabei sind die Löhne bei der Bahn in Deutschland längst nicht mehr so schlecht wie oft erzählt wird und auch die Wochenarbeitszeit ist verglichen mit anderen Ländern eher tief (in der Schweiz sind z. B. 40-42 Stunden üblich, die DB hat 38 Stunden und die GDL fordert jetzt 35).
Leidtragende sind dabei nicht nur die Fahrgäste, sondern die gesamte Bahnbranche (und damit meine ich nicht das Unternehmen DB, sondern vor allem auch alle Angestellten, welche versuchen, die Bahn in Deutschland allen Widrigkeiten zum Trotz am laufen zu halten). Solche Streiks sind nämlich genau wie die schlechte Vorbereitung auf den Schneefall mit ein Grund, wieso die Bahn in Deutschland an den allermeisten Orten keine ernstzunehmende Alternative darstellt, für Leute, die sich ein Auto leisten können.
In der Schweiz haben beide Seiten begriffen, dass ein Streik nicht nur dem Arbeitgeber, sondern auch den Arbeitnehmern schadet und deshalb im Gesamtarbeitsvertrag sowohl bei der SBB wie auch bei anderen Unternehmen des öffentlichen Verkehrs eine Friedenspflicht vereinbart.

Gruss, Julian
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von eXact Modellbau »

Wer sagt denn das?

Um Kompromisse zu finden, müssen sie beide bewegen. Weselsky will 35h. Dann kann doch die Bahn sagen, dass man sich bei 36,5h trifft. Machen sie aber nicht. Das ist doch keine Verhandlung! Sie müssen auch Angebote machen!
FR hat geschrieben:...Dennoch sagt Verhandlungsexperte Brandis, dass Weselsky kooperationsbereit sei. „Er hat mehrfach durchblicken lassen, dass er sich durchaus Kompromisse vorstellen könnte – auch bei der Arbeitszeit. Doch das wurde von Seiten der Bahn nicht gesehen oder bewusst ignoriert.“ Dazu würden kommunikative Spitzen gesetzt, „die eher auf die Durchsetzung eigener Befindlichkeiten schließen lassen“, sagt Brandis. „Herr Seiler sagte bei der letzten Gesprächsrunde, dass man ohne Herrn Weselsky gut und ‚in sachlicher Atmosphäre‘ verhandelt habe. Das ist ein kommunikatives Foulspiel und macht eine Lösung nur schwerer.“...
https://www.fr.de/wirtschaft/deutsche-b ... 16706.html
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Aki »

eXact Modellbau hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 21:16 Wer sagt denn das?

Um Kompromisse zu finden, müssen sie beide bewegen. Weselsky will 35h. Dann kann doch die Bahn sagen, dass man sich bei 36,5h trifft. Machen sie aber nicht. Das ist doch keine Verhandlung! Sie müssen auch Angebote machen!
Die Bahn ist doch auf finanzielle Forderungen weitgehend eingegangen. 35h Woche ist anscheinend nicht möglich, weil jetzt schon Personalmangel herrscht. Könnte die Bahn nur versuchen, noch mehr Geld anzubieten und die Arbeitszeit nicht zu ändern.

Für mich auch die Lösung, den Beruf attraktiver zu machen und die offenen Stellen zu besetzen.
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Axel Hempelmann »

eXact Modellbau hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 21:16 Weselsky will 35h. Dann kann doch die Bahn sagen, dass man sich bei 36,5h trifft.
In meinem nächsten Leben schaue ich, dass ich direkt bei der Bahn arbeiten kann und nicht in der Bahnindustrie.
Knorr-Bremse plant, bis 2026 sukzessive die 40-Std.-Woche umzusetzen (derzeit 42 Std. ) - beginnend in Berlin. In München sind es übrigens immer noch 42,5 Std., zumindest bei den Schienenfahrzeugen.

( https://www.knorr-bremse.com/de/medien/ ... woche.json )
Trainini
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Trainini »

zettie94 hat geschrieben:Sorry, aber Streik sollte in einem Arbeitskampf das letzte Mittel sein, wenn alle anderen Massnahmen nicht zum Erfolg geführt haben. Die GDL beharrt hier hingegen stur und ohne jegliche Kompromissbereitschaft auf völlig unrealistischen Maximalforderungen, ohne auch nur bereit zu sein, mit der DB zu verhandeln.
zettie94 hat geschrieben:In der Schweiz haben beide Seiten begriffen, dass ein Streik nicht nur dem Arbeitgeber, sondern auch den Arbeitnehmern schadet und deshalb im Gesamtarbeitsvertrag sowohl bei der SBB wie auch bei anderen Unternehmen des öffentlichen Verkehrs eine Friedenspflicht vereinbart.

Hallo Julian,

Deine Aussagen zeigen mir leider, dass Du vom deutschen Tarifrecht, Verhandlungsspielregeln und auch der deutschen Arbeitswelt null Ahnung hast. Das kann ich Dir leider nicht verübeln, denn Du wohnst jenseits unserer Grenzen und in der Schweiz gelten sicher andere Regeln - ich kenne beispielsweise den Rechtsbegriff "Gesamtarbeitsvertrag" aus dem deutschen Arbeitsrecht nicht. Auch einen Tarifvertrag wirst Du angesichts Deines Alters und der Offenbarung, "auf Propagandakurs der Kapitalvertreter" zu sein, wohl noch nie selbst verhandelt haben. Da habe ich Dir (leider) einiges voraus und ich weiß, welche Forderungen da von den "lieben Arbeitgebern, die nur das Beste für ihre Mitarbeitenden wollen, aber die böse Gewerkschaft lässt sie ja nicht" gestellt werden.

So habe ich selbst erlebt, dass auf dem Papier 40 Stunden stehen sollten, aber in der Tat ein Freibrief für 24/7 geschaffen werden sollte. Das ist mit deutschen Gesetzen nicht vereinbar, aber das interessiert sie auch nicht. Natürlich verlangen sie formal, dass das eingehalten wird, aber es gibt reichlich Beschäftigte, die lassen sich so unter Druck setzen, dass sie jenseits gesetzlicher Rahmenbedingungen arbeiten. Wenn es irgendwie geht, dann werden sie dafür auch belohnt, aber nicht so, dass daraus eine tatsächliche geleistete Stundenzahl erkennbar wird. Und natürlich ist dieses Entgelt weitab von dem, was die Überstunden kosten würden, die es beim geforderten Modell auch gar nicht mehr gegeben hätte: Nachtarbeit, Feiertagsarbeit, Wochenende - alles wäre abgeschafft gewesen.

Als Betriebsrat hatten wir eine Führungskraft strafbewehrt abzumahnen, weil eine ihrer Schutzbefohlenen 60 Wochenstunden gekloppt hat, auch am Wochenende. Das wurde wegen des guten Vorbilds dann auch von Familienvätern usw. verlangt und Druck ausgeübt. Das hatte zur Beschwerde geführt, wir mussten prüfen und beweisen; genau das haben wir getan. Und was antwortet die Führungskraft? Die Verantwortung ist doch auf den Arbeitnehmer übertragen, die Führungskraft trifft doch keine Schuld. Sie kann es ja nicht mal prüfen.

Da sind wir eingeschritten und haben eine Option gesucht, nicht gleich eine Anzeige an die Aufsichtsbehörden zu erstatten oder das Arbeitsgericht anzurufen. Genau das hätte das nämlich zur fristlosen Kündigung der Betroffenen geführt, weil sie Arbeitszeitbetrug begangen hat. Die gesetzlichen Höchstgrenzen kannte sie und wenn sie die nicht einhält, muss sie das verschleiern. Aber genau das hat der Arbeitgeber doch nie verlangt und hätte er auch nie geduldet... Na, verstanden, wo der Hase läuft?

Zurück zum Tarifvertrag:

Friedenspflicht
Die gibt es auch in Deutschland und ist Klausel in jedem Tarifvertrag während seiner Laufzeit. Wird dieser gekündigt oder läuft der aus, sind beide Parteien zum verhandeln verpflichtet. Erklärt eine Seite das Scheitern der Verhandlungen, endet die Friedenspflicht.


Streik
Länder, in denen der Arbeitnehmerseite dieses Recht verweigert wird, haben Gewerkschaften, die Tiger ohne Zähne sind. Da kannst Du Dir die Arbeitsbedingungen in den USA, vor allem aber Ländern wie der Türkei anschauen, wenn Du die Folgen schwacher Gewerkschaften sehen willst. Ein Streik ist immer das letzte Mittel, denn er kostet eine Gewerkschaft viel Geld (Stützleistungen aus der Streikkasse). Das ist also keine Rechtsanforderung, sondern eine wirtschaftliche. Der Gesetzgeber hat aber hohe Hürden an unbefristete Streiks gelegt (z. B. Urabstimmung und Mindestzustimmung). Genau die wollen Arbeitgeber natürlich verhindern.


Angebote verhandeln
Ein Angebot wird bewertet und dann entschieden, ob es als Grundlage für Verhandlungen dienen kann. Vielleicht hast Du schon mal was von "Verhandlungsmasse" gehört? Die eigene kennt jede Seite, die der anderen muss eingeschätzt werden. Ist das Angebot nicht geeignet, einen fairen Kompromiss finden zu können, wird es abgelehnt. Dann ist es endgültig vom Tisch.

Ohne Angebot kann niemand verhandeln. Und aus Deiner Sicht muss ja erst über jedes Angebot verhandelt werden, also auch die üblichen Nullrunden für den öffentlichen Dienst zu jeder Tarifrunde. Ich erkenne, dass Dein Berufsfeld anders gelagert ist, als mit harten Managern am Tisch zu sitzen, die sich Millionenbonifikationen bewilligen lassen, weil sie dem Familienvater den Lebensunterhalt wieder kräftig zurückgeschnitten haben. Wenn Du an das Gute in Managern der Bahn und anderer Wirtschaftszweige glaubst, dann glaubst Du vermutlich auch an den Weihnachtsmann, den Osterhasen und daran, dass alle Menschen in Deinem Unternehmen Deine Freunde und Ihr eine große Familie seid. Meine Definition von Familie ist jedenfalls eine andere; da bereichert sich nicht der eine auf Kosten des anderen. Mein Beruf ist ein Job, ein Vertrag zu Zeit und Geld, meine Freunde suche ich mir selbst aus.

Lohngefüge bei der Bahn
Mein Vater hat bei der Bundesbahn und später bei der privatisierten Bahn geschafft. Ich habe als eine der Personen, die mit seinem Gehalt ernährt wurden, zwei Welten gesehen: einen Staat, der einst noch gut für seine Bediensteten sorgte, dann das radikale Sparen auf Kosten der Belegschaft und schließlich eine AG, die sogar Rechtsnormen mit Füßen getreten hat. Mein Vater musste sich selbst das, was ihm vertraglich zugesichert war, 1994 (Gründung des Unternehmens) vor Gericht erfolgreich erstreiten. Das prägt meine Wahrnehmung sehr deutlich, denn der Auslöser war, dass neueingestellte Arbeitnehmer für deutlich weniger (wir reden hier von vierstelligen DM-Beträgen monatlich) dieselbe Arbeit machen sollten wie das bisherige Stammpersonal. Entsprechend sah sich das Privatunternehmen auch nicht mehr in der Pflicht, jahrzehntelange Berufserfahrung zu honorieren.

Und welches "Angebot" ist das, wenn der DB-Personalvorstand Seiler "11 Prozent mehr" durch die Medien posaunt und verschweigt, dass die über einen Zeitraum von 32 Monaten verteilt werden sollen? Die Lebenshaltungskosten sind um diesen Wert binnen 12 Monaten gestiegen und bis heute nicht ausgeglichen. Deutschland gleitet wegen der eingeknickten Binnennachfrage endgültig in die Rezession. Und nun wollen die noch fortschreiben, dass die Reallohnverluste für weitere drei Jahre zementiert werden? Augen auf beim Eierkauf! Und nicht alles glauben oder ungeprüft nachplappern, was die Bonzen so erzählen. Wenn es um ihr Salär geht, sind sie auch nicht sparsam.

Ich kenne viele Bundesbahner und auch einige heutige Lokführer (DB Fernverkehr und andere private Unternehmen). Keiner, der das Rentenalter erreicht hat oder anderweitig früher "abspringen" konnte, vermisst diesen Laden. Das Vokabular, das ich vernehme, verstößt leider gegen die Netikette. Die Nachgewachsenen haben Löhne, die nur mit den vielen Zuschlägen für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie Überstunden reichen, um eine Familie ernähren zu können.

Ganz ehrlich, da würde ich nicht arbeiten, denn das kostet irgendwann die Gesundheit. Wenn ich meine Kinder nicht mehr oder kaum sehe, daheim nicht zum Schlafen komme, weil alle anderen aktiv sind und ich mit 50 und mehr Jahren auch noch Wechselschichten für das bisschen Geld kloppen müsste, dann würde ich lieber auf Bürgergeld umschwenken. So groß ist die Differenz gar nicht, wenn ich meine Gesundheit und nicht das Geld zum entscheidenden Maßstab mache.

Und genau da setzt die GdL an und genau deshalb haben sie meine Zustimmung! In diesem Land ändert sich nichts, solange Deutsche nur maulen und meinen, es denen mal mit "Protest wählen" zu zeigen. Meinetwegen sollen sie den Schienenverkehr mal zwei Monate stilllegen. Deutschland wird schon vorher merken, welche Rolle jedes Zahnrädchen im Getriebe spielt.

Wie es sonst läuft, haben wir beim Gesundheitspersonal in der Corona-Pandemie gesehen: viel von der Politik gelobt, immer wieder die zu geringen Löhne angemahnt, kräftig und jeden Abend für unsere Helden geklatscht und jetzt ist plötzlich wieder kein Geld da. War wohl auch nur einer der vielen Wahlversprecher.


Holger
Zuletzt geändert von Trainini am Do 7. Dez 2023, 23:35, insgesamt 4-mal geändert.
wernerle2
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von wernerle2 »

zettie94 hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 20:56 Und ich dachte, in Deutschland habe man die Verkehrswende ausgerufen
Verkehrswende in Deutschland bedeutet, die Autos fahren jetzt in die entgegengesetzte Richtung. :d+w:
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Axel Hempelmann »

.. und die Züge fahren stehen mit umgekehrter Wagenreihung!
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von eXact Modellbau »

Man will die Stornierung möglichst kompliziert machen.
Ich muss mein Ticket ausdrucken, einen Antrag ausdrucken und ausfüllen, und per Post an die Bahn schicken. Das ginge doch auch mit ein paar Klicks online. *kopfschütteln*
Harald Hieber
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Harald Hieber »

Ich glaube das "möglichst Kompliziert machen" trifft es sehr gut. Ich kenn e noch aus USA Mail In Rabatt Aktionen, bei denen Du alles Online machst. Am Ende musst Du dann aber den Kassenzettel und ein von Hand auszufüllendes Formular per Post einreichen. All die, denen das zu viel Aufwand ist, sparen der Firma am Ende eine Menge Kohle. 🤑
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von zettie94 »

Trainini hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 23:26 Deine Aussagen zeigen mir leider, dass Du vom deutschen Tarifrecht, Verhandlungsspielregeln und auch der deutschen Arbeitswelt null Ahnung hast. Das kann ich Dir leider nicht verübeln, denn Du wohnst jenseits unserer Grenzen und in der Schweiz gelten sicher andere Regeln - ich kenne beispielsweise den Rechtsbegriff "Gesamtarbeitsvertrag" aus dem deutschen Arbeitsrecht nicht. Auch einen Tarifvertrag wirst Du angesichts Deines Alters und der Offenbarung, "auf Propagandakurs der Kapitalvertreter" zu sein, wohl noch nie selbst verhandelt haben. Da habe ich Dir (leider) einiges voraus und ich weiß, welche Forderungen da von den "lieben Arbeitgebern, die nur das Beste für ihre Mitarbeitenden wollen, aber die böse Gewerkschaft lässt sie ja nicht" gestellt werden.
Und deine Aussagen zeigen mir leider, dass du nicht verstanden hast, was eine zuverlässige und damit brauchbare Bahn ausmacht. Die Bahn fährt für die Kunden und genau die sind die einzigen, welche mit diesem Streik bestraft werden - nicht das Unternehmen DB, dessen Ruf ist sowieso schon ruiniert. Mein "Propagandakurs der Kapitalvertreter" ist also eigentlich ein "Propagandakurs einer Bahn, die für ihre Kunden da ist". Ich bin überzeugt davon, dass auch die DB zu einer guten Bahn werden könnte, dazu kenne ich genügend motivierte Mitarbeitende. Dafür braucht es aber zuallererst mal einen Mentalitätswechsel auf allen Ebenen, insbesondere beim Beamtenmikado der alten verbitterten ex-Bundesbahner und ex-Reichsbahner, welche ganz offensichtlich überhaupt kein Interesse an den Kunden haben. Weselsky zähle ich da explizit dazu.
Mein Alter hat damit nichts zu tun, ich bin auch längst nicht mehr so jung wie auf dem Profilfoto.
Ein Gesamtarbeitsvertrag in der Schweiz entspricht ziemlich genau einem Tarifvertrag in Deutschland, das hätte dir eine kurze Google-Suche beantworten können.

Die Definition der arbeitsrechtlichen Begriffe hättest du dir sparen können, die kenne ich selbst.
Trainini hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 23:26 Angebote verhandeln
Die GDL hat bereits im Vorfeld klar gemacht, dass sie keinen Millimeter von ihrer Position weichen will und zu keinen Kompromissen bereit ist. Das ist keine Verhandlung, das ist Erpressung. Die geforderte Verringerung der Wochenarbeitszeit ist völlig überrissen und unrealistisch und das weiss die GDL auch. Mit dem aktuellen Personalbestand kann dies gar nicht umgesetzt werden. Das würde zu mehr Zugausfällen und/oder Überstunden führen. Selbst wenn jetzt plötzlich 10 % mehr Personal rekrutiert werden könnte (was unabhängig der Arbeitsbedingungen komplett unrealistisch ist), müsste dieses ja zuerst ausgebildet werden und stünde frühestens in 1-2 Jahren zur Verfügung.
Trainini hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 23:26 Wenn Du an das Gute in Managern der Bahn und anderer Wirtschaftszweige glaubst, dann glaubst Du vermutlich auch an den Weihnachtsmann, den Osterhasen und daran, dass alle Menschen in Deinem Unternehmen Deine Freunde und Ihr eine große Familie seid. Meine Definition von Familie ist jedenfalls eine andere; da bereichert sich nicht der eine auf Kosten des anderen. Mein Beruf ist ein Job, ein Vertrag zu Zeit und Geld, meine Freunde suche ich mir selbst aus.
Das tut mir Leid für dich. Ich arbeite bei der Bahn, weil ich gerne da arbeite und es mich stolz macht, zum Funktionieren eines so wichtigen Verkehrsträgers beizutragen. Im Gegenzug finde ich da sehr gute Arbeitsbedingungen und einen auch im Vergleich zu anderen Branchen guten Lohn vor. Ich erachte es als wichtig, mit meinen Kollegen auch privat gut auszukommen - mit denen verbringe ich schliesslich einen grossen Teil meines Lebens - und habe unter ihnen auch einige gute Freunde gewonnen. Wäre meine Arbeit nur "ein Vertrag zu Zeit und Geld", dann würde ich mir eine andere suchen.
Diese verbitterte Meinung von den "Managern, die sich selbst auf Kosten des einfachen Mitarbeitenden bereichern wollen" entspricht bei meinem Arbeitgeber nicht der Tatsache. Das ist nicht nur meine Meinung, das zeigen auch die Resultate der jährlichen Personalbefragungen.
Trainini hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 23:26 Lohngefüge bei der Bahn
Mein Vater hat bei der Bundesbahn und später bei der privatisierten Bahn geschafft. Ich habe als eine der Personen, die mit seinem Gehalt ernährt wurden, zwei Welten gesehen: einen Staat, der einst noch gut für seine Bediensteten sorgte, dann das radikale Sparen auf Kosten der Belegschaft und schließlich eine AG, die sogar Rechtsnormen mit Füßen getreten hat.
Deine Erfahrungen mit der "privatisierten Bahn" scheinen auch schon ein paar Jahre wenn nicht Jahrzehnte zurück zu liegen (1994 war vor bald 30 Jahren...). Die Löhne sind nicht mehr die gleichen wie zu D-Mark-Zeiten und auch die DB hat sich in weiten Bereichen zu einem modernen Arbeitgeber weiterentwickelt, der gemerkt hat, dass man mit besseren Arbeitsbedingungen auch besseres Personal findet und dieses auch halten kann.
Ich habe ein gutes Dutzend Freunde und Kollegen bei der DB in verschiedenen Positionen und Gehaltsstufen und kenne deren jetzige Arbeitsbedingungen und die sind alles andere als schlecht, auch im Vergleich mit anderen Branchen oder der Bahn in der Schweiz.
Trainini hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 23:26 Und welches "Angebot" ist das, wenn der DB-Personalvorstand Seiler "11 Prozent mehr" durch die Medien posaunt und verschweigt, dass die über einen Zeitraum von 32 Monaten verteilt werden sollen? Die Lebenshaltungskosten sind um diesen Wert binnen 12 Monaten gestiegen und bis heute nicht ausgeglichen. Deutschland gleitet wegen der eingeknickten Binnennachfrage endgültig in die Rezession.
Die ganze Weltwirtschaft befindet sich aktuell in einer Rezession, die Gründe dafür sind vielfältig. In vielen Branchen werden Löhne gekürzt, Arbeitszeiten erhöht oder Mitarbeitende entlassen. Viele Unternehmen mussten in den letzten Monaten den Betrieb ganz einstellen. Bei der Bahn kann einem das aktuell nicht passieren. Wenn die Zuverlässigkeit aber weiter abnimmt, kann sich das durchaus irgendwann ändern. Nicht immer sind die politischen Rahmenbedingungen für die Bahn so gut wie aktuell. Und die GDL trägt aktuell einen grossen Teil zu dieser schlechten Zuverlässigkeit bei.

Unter diesen Rahmenbedingungen finde ich 11 Prozent über 3 Jahre ein gutes Angebot und die drei Jahre wurden auch nicht verschwiegen sondern finden sich offen und transparent in der Pressemitteilung der DB zu den aktuellen Verhandlungen. Bitte nicht vergessen: die DB hat auch keine Gelddruckmaschine im Keller. Jede Lohnerhöhung und alle anderen gestiegenen Kosten im Unternehmen müssen durch die Bahnkunden und die Steuerzahlenden getragen werden, die ebenfalls bereits unter der Rezession leiden.
Trainini hat geschrieben: Do 7. Dez 2023, 23:26 Ich kenne viele Bundesbahner und auch einige heutige Lokführer (DB Fernverkehr und andere private Unternehmen). Keiner, der das Rentenalter erreicht hat oder anderweitig früher "abspringen" konnte, vermisst diesen Laden. Das Vokabular, das ich vernehme, verstößt leider gegen die Netikette. Die Nachgewachsenen haben Löhne, die nur mit den vielen Zuschlägen für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie Überstunden reichen, um eine Familie ernähren zu können.
Sorry, die "früher-war-alles-besser-Generation" (also die ehemaligen Bundesbahner) kann wohl kaum als allgemeines Stimmungsbild hergenommen werden. Und auch wenn du noch nicht so alt bist - dein Beitrag liest sich leider genauso verbittert. Solche Leute gibt es in jedem Unternehmen, auch in der Schweiz. Aber wenn man etwas genauer nachfragt, dann sieht man schnell, dass es früher eben auch nicht immer alles so toll war und von heute oft nur das negative wahrgenommen wird und die ganzen Verbesserungen ausgeblendet werden.
Es gibt glücklicherweise genügend andere Mitarbeitende, welche nicht alles so negativ sehen. Abgesehen davon, dass sich Lokführer meiner Erfahrung nach grundsätzlich einfach gerne beklagen, völlig unabhängig der Bahn und des Dienstalters, am Ende aber halt eben doch stolz auf ihren Beruf und ihr Unternehmen sind.

Dass man von einem Lokführerlohn heute nur schwer Familie mehr ernähren kann ist eine Tatsache, auch in der Schweiz. Das gleiche gilt aber auch für Dutzende andere Berufe und ist kein spezifisches Problem der Bahn und die Bahn alleine kann das auch nicht lösen.

Gruss, Julian
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