alternative Reiseziele

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wernerle2
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von wernerle2 »

zettie94 hat geschrieben: Fr 8. Dez 2023, 22:40 Dass man von einem Lokführerlohn heute nur schwer Familie mehr ernähren kann ist eine Tatsache, auch in der Schweiz. Das gleiche gilt aber auch für Dutzende andere Berufe und ist kein spezifisches Problem der Bahn und die Bahn alleine kann das auch nicht lösen.
Julian, erstmal ein bis zwei :bravo: :bravo:
Es liegt daran, das heute jeder 2 x im Jahr in den Urlaub fliegen will und unbedingt ein eigenes Haus braucht und zwei Autos und für jedes Kind noch eins. Wir haben die letzten Jahre so dermaßen über unsere Verhältnisse gelebt, dass es unter den jetzigen Gegebenheiten sehr schwer wird, mal ein bisschen zurückzustecken.

Oder um es anders auszudrücken:
Viele haben Geld ausgegeben, was sie nicht hatten, um Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchten, um damit Leute zu beeindrucken, die sie überhaupt nicht mögen.
Das rächt sich irgendwann!
Axel Hempelmann
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Axel Hempelmann »

Danke an Julian und Werner für Eure ausführlichen Beiträge!
Kann mir einer von Euch (oder auch jemand anderes) ein wenig helfen? Mich interessiert vor allem:

Warum wird eine einzige Berufsgruppe (Tfz-Führer) eigentlich durch zwei Gewerkschaften vertreten?

Gewerkschaft 1 hat unter erheblichen Geburtswehen (auch Streiks gehörten dazu) mit dem Arbeitgeber DB einen Vertrag ausgehandelt, mit dem irgendwie beide Tarifparteien klar kommen.

Gewerkschaft 2, die wesentlich kleinere, ist nicht entfernt dazu bereit, dieselben, lange verhandelten Bedingungen für ihre Mitglieder zu übernehmen, stellt erheblich höhere Forderungen und erklärt nach wesentlich kürzerer Verhandlungszeit die Verhandlungen für gescheitert und ruft den Streik aus.

Ist das wirklich das, was die Väter des Grundgesetzes mit der Schaffung des Artikel 9 Absatz 3 gemeint haben?
("Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet... ")

Vielleicht hilft mir jemand auf die Sprünge???
uwe
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von uwe »

Moin Julian,

Die Argumente für oder wider der aktuellen (und auch früherer) Forderungen verstehe ich vollständig. Auch die Einstellung die Werner geschrieben hat:
Wir haben die letzten Jahre so dermaßen über unsere Verhältnisse gelebt, dass es unter den jetzigen Gegebenheiten sehr schwer wird, mal ein bisschen zurückzustecken.
kann ich nachvollziehen und teile sie auch in weiten Teilen.
Die Frage von Axel warum es für die Tfz-Führere zwei Gewerkschaften gibt stelle ich mir auch, ändert aber nichts hieran:

Diese Äusserung von Dir lässt bei mir eine Frage aufkommen, und das nicht nur für diesen Berufszweig (auch Flugpersonal, Fluglotsen, Pflegepersonal, Rettungsdienste um nur ein paar wenige von vielen die direkt am Kunden ihre Arbeit verrichten zu nennen):
zettie94 hat geschrieben: ↑Fr 8. Dez 2023, 22:40
Die Bahn fährt für die Kunden und genau die sind die einzigen, welche mit diesem Streik bestraft werden - nicht das Unternehmen DB...
Heisst das das diese Berufe grundsätzlich kein Recht darauf haben für ihre Forderungen notfalls auch mit einem Streik zu kämpfen, wenn andere Mittel absolut kein Ergebniss bringen?

Überlege das bitte mal ganz genau jenseits von überzogenen Forderungen irgendeiner Seite oder Imponiergehabe von Gewerkschaftsführeren oder Arbeitgebern.
Zuletzt geändert von uwe am Sa 9. Dez 2023, 02:42, insgesamt 1-mal geändert.
Michael Bahls
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Michael Bahls »

wernerle2 hat geschrieben: Fr 8. Dez 2023, 22:55
zettie94 hat geschrieben: Fr 8. Dez 2023, 22:40 Dass man von einem Lokführerlohn heute nur schwer Familie mehr ernähren kann ist eine Tatsache, auch in der Schweiz. Das gleiche gilt aber auch für Dutzende andere Berufe und ist kein spezifisches Problem der Bahn und die Bahn alleine kann das auch nicht lösen.
Julian, erstmal ein bis zwei :bravo: :bravo:
Es liegt daran, das heute jeder 2 x im Jahr in den Urlaub fliegen will und unbedingt ein eigenes Haus braucht und zwei Autos und für jedes Kind noch eins. Wir haben die letzten Jahre so dermaßen über unsere Verhältnisse gelebt, dass es unter den jetzigen Gegebenheiten sehr schwer wird, mal ein bisschen zurückzustecken.

Oder um es anders auszudrücken:
Viele haben Geld ausgegeben, was sie nicht hatten, um Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchten, um damit Leute zu beeindrucken, die sie überhaupt nicht mögen.
Das rächt sich irgendwann!
Hallo Werner,

ich teile Deinen Beitrag bedingt; ich finde nur, daß das arme Wörtchen "wir" permanent von Politik und Medien mißbraucht wird. Ich kenne genug von uns auch hier im Forum, die sich ihr Häuschen ehrlich erarbeitet haben.

Und wenn sich dann Abgeordnete und Medien ihre Diäten und Rundfunkgebühren erhöhen und Gelder für teils unnötige Dinge raushauen, dann klingt das politmediale "wir müssen zurückstecken" wie Hohn, weil die Mehrheit von uns dann genau weiß, wer mit dem "wir" gemeint ist - und wer nicht.

Ich halte viel von dem Ansatz, bei einem Bahnstreik die Züge weiter fahren zu lassen, aber die Fahrkarten nicht mehr zu kontrollieren. Dann geht es nicht mehr zu Lasten der ehrlichen Fahrgäste, die zur Arbeit müssen und ohnehin ihre Monatskarte bezahlt haben.

Dieses Problem werden wir grundsätzlich aber hier im Forum nicht lösen.

Viele Grüße,
Michael
Fbl799
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Fbl799 »

Moin,
bei Dingen, die mir besonders gut gefallen hier im Forum oder denen, die mich "erschrecken", braucht es immer eine Zeit, bis ich mich gefasst habe. Jetzt ist es so weit, es ist OT, ich werde mir wieder eine blutige Nase holen, egal, was raus muss muss raus:


zettie94 hat geschrieben: Fr 8. Dez 2023, 22:40 ...Dafür braucht es aber zuallererst mal einen Mentalitätswechsel auf allen Ebenen, insbesondere beim Beamtenmikado der alten verbitterten ex-Bundesbahner und ex-Reichsbahner, welche ganz offensichtlich überhaupt kein Interesse an den Kunden haben...
Pauschaler/oberflächlicher geht es wohl nicht? Was weißt Du denn von Beamten bei der Deutschen Bundesbahn? Wenn auch nur 13 Jahre lang, ich war selbst einer, habe den größten Teil meiner Arbeit auf dem Bahnsteig (als "Dackel" vom Bahnhofsvorsteher...) im Laufschritt erledigt, zwischendurch Suizide betreut, alles selbstverständlich im "rund um die Uhr Schichtdienst..."

Zurück zum jetzt, mein (provokativer) Ansatz wäre genau der umgekehrte: wenn es einer Gesellschaft wichtig ist, dass ein Eisenbahnunternehmen funktioniert, dann muss man eben für dieses Funktionieren Beamte einsetzen. Das hat mehr als 150 Jahre in Deutschland gut geklappt, sie sind immer gefahren, Streiks gab es selbstverständlich nicht. Was die Qualität des Personals betrifft, es gibt überall solche und solche, egal was drauf steht, Beamte oder Angestellte...

Sicherlich/möglicherweise war die "Beamtenbahn" etwas teurer, Qualität hat halt ihren Preis, aber was will man von Zeiten und einer Gesellschaft erwarten, in der es heißt, dass Krankenhäuser profitorientiert geführt werden müssen...


Auch das ist eine steile und "reflektierte" These:

zettie94 hat geschrieben: Fr 8. Dez 2023, 22:40 ...Die geforderte Verringerung der Wochenarbeitszeit ist völlig überrissen und unrealistisch und das weiss die GDL auch. Mit dem aktuellen Personalbestand kann dies gar nicht umgesetzt werden. Das würde zu mehr Zugausfällen und/oder Überstunden führen...

Wenn ich das richtig verstanden habe bedeutet das, dass eine Gewerkschaft selbstverständlich auf die jahrzehntelange verfehlte Personalpolitik der Unternehmensführung Rücksicht nehmen muss und selbstverständlich keinen Arbeitskampf um Arbeitszeitbedingungen führen darf...???
Klasse auch, jetzt schon werden die wenigen/zu wenigen Personale auf den Lokomotiven derartig geritten und gequetscht, fahren nur noch am gesetzlichen Minimum und man wundert sich original, dass es viele aus diesem Personenkreis leid sind, einfach nicht mehr am privaten und gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu dürfen???

Thema Spartengewerkschaften:

Wie schön wäre es doch für Ottonormalverbraucher, wenn es einen Tarifvertrag für alle ~200000 Eisenbahner gäbe. Ein Großteil dieser Leute würde mit der Idee in die Tarifverhandlungen gehen, "...der fährt seine Lok, ich fahre meinen Bürostuhl und der ist warm und trocken. Was kümmern mich Ruhezeiten, planbare freie Tage, Begrenzung von Nachtschichten, die Höhe von Nachtschichtzulagen, ich bin am Wochenende eh immer zu Hause und leiste selbstverständlich keine Nachtdienste..."
Da kommst du als Berufsgruppe der Lokführer oder um andere Beispiele zu nennen Flugbegleiter und Piloten zu nichts, deshalb ist es wichtig und für mich unabdingbar, dass diese (Klein)Gewerkschaften für die Bedürfnisse ihrer Mitglieder eintreten können müssen!

Zumal es diesen Berufsgruppen vorwiegend um die Ausgestaltung ihrer Arbeitsbedingungen unter dem großen Stichwort "Balance von Arbeits- und Ruhezeiten", planbaren freien Tage im Monat usw. geht.

Kurz am Rande. Ich würde Herrn Wiselsky auch nicht für den Sympatie-Oskar nominieren, doch als Lokführer kann ich mir Schlimmeres vorstellen, als von ihm vertreten zu werden...

Zu allgemeinen Arbeitssituation in Deutschland hilft ein Blick nach Skandinavien, z.b nach Schweden. Dort arbeiten 90% der Beschäftigten in Tarifverträgen, in Deutschland sind es weniger als 50%. Tarifverträge gelten dort (in Skandinavien) unter anderem als Grundlage allgemeinen Wohlstands, um die sicherlich auch immer wieder gestritten wird und gestritten werden muss.

Abschließen möchte ich mit einem Zitat eines Aufklebers an der Rolltreppe meines ehemaligen Arbeitgebers:


"If you pay peanuts, you´ll get monkeys..."

In diesem Sinne auf eine harmonische und unbeschwerte Vorweihnachtszeit...
Zuletzt geändert von Fbl799 am Sa 9. Dez 2023, 13:33, insgesamt 2-mal geändert.
siggi
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von siggi »

Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 11:55 Moin,
bei Dingen, die mir besonders gut gefallen hier im Forum oder denen, die mich "erschrecken", braucht es immer eine Zeit, bis ich mich gefasst habe. Jetzt ist es so weit, es ist OT, ich werde mir wieder eine blutige Nase holen, egal, was raus muss muss raus:

Dem kann ich mich nur anschliessen. Ich arbeite seit 41 in Wechselschicht und ich wuerde mich nicht erdreisten darueber zu urteilen, ob die Forderungen von Berufsgruppe xy gerechtgertigt ist. Egal in welchem Berufszweig. Nur mal so zum Spass die Arbeitszeiten vom Oktober.

Bildschirmfoto 2023-12-09 um 12.14.18.jpeg

Dafuer moechten die Meckerer tatsaechlich arbeiten? Der Monat war auch noch stundenmaessig extrem. Da ich nicht (mehr) voll arbeiten gehe, haette ich ein Soll von 140 Stunden gehabt. Ach ja, die Lohntabellen sind oeffentlich und z.B. bei der Boecklerstiftung einzusehen.

Noch eine kleine Anekdote. Gestern frueh kam ich aus dem Urlaub, mit dem Flieger in Frankfurt an. Vorsorglich wegen des Steiks bereits Hotel gebucht. Darueber meckern waere doof, habe ja auch etwas davon. Ich hatte aber auch gesehen, dass ein einziger Zug in die Heimat fahren wuerde. Der Flieger kam frueher an. Prima, genug Zeit vom Flughafen zum Hbf zu kommen. Da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Da zu viele "Gepaeckburschen " krank oder nicht vorhanden waren, mussten wir 2,5 Stunden auf das Gepaeck warten. Zug natuerlich weg.

Einen habe ich noch zu "...alten verbitterten ex-Bundesbahner und ex-Reichsbahner..." Bei der Reichsbahn fiel kein Reisezug aus. Entweder wurde bei ploetzlicher Krankmeldung jemand von zu Hause geholt (man musste noch zu ihm fahren - kein Telefon) oder - bei Lokschaden - wurde der daneben stehende Gueterzug abgespannt und die Lok benutzt.
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wernerle2
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von wernerle2 »

Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 11:55 Pauschaler/oberflächlicher geht es wohl nicht? Was weißt Du denn von Beamten bei der Deutschen Bundesbahn?
Sorry, aber diese Art, seine Meinung kundzutun, ist daneben. Man darf auch zu Sachverhalten, von denen man keine Ahnung hat, eine Meinung haben und diese kund tun. Sonst lernt man ja nix Neues, z.B. Deine Meinung basierend auf Deinen Erfahrungen.
Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 11:55 Zurück zum jetzt, mein (provokativer) Ansatz wäre genau der umgekehrte: wenn es einer Gesellschaft wichtig ist, dass ein Eisenbahnunternehmen funktioniert, dann muss man eben für dieses Funktionieren Beamte einsetzen. Das hat mehr als 150 Jahre in Deutschland gut geklappt, sie sind immer gefahren, Streiks gab es selbstverständlich nicht. Was die Qualität des Personals betrifft, es gibt überall solche und solche, egal was drauf steht, Beamte oder Angestellte...
Ist leider ein falscher Ansatz. Beamte darf ich zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben einsetzen (z.B. innere und äußere Sicherheit, Betrieb von Verwaltungsapparaten). Zu sonst nix, deshalb sind Beamtenstellen bei Lehrern auf dem Rückzug.
Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 11:55 Auch das ist eine steile und "reflektierte" These:
zettie94 hat geschrieben: Fr 8. Dez 2023, 22:40 ...Die geforderte Verringerung der Wochenarbeitszeit ist völlig überrissen und unrealistisch und das weiss die GDL auch. Mit dem aktuellen Personalbestand kann dies gar nicht umgesetzt werden. Das würde zu mehr Zugausfällen und/oder Überstunden führen...
Wenn ich das richtig verstanden habe bedeutet das, ... keinen Arbeitskampf um Arbeitszeitbedingungen führen darf...???
Auch ich finde die geforderte Verringerung - bei vollem Lohnausgleich - völlig überrissen.
Aber es steht einer Gewerkschaft grundsätzlich frei, auch für solche Inhalte zu kämpfen/streiken.
Das die GDL hier aus meiner Sicht überzogen hat, zeigte ein Interview in den öffentlich/rechtlichen diese Woche mit einem anderen Gewerkschaftsfunktionär, der plötzlich und unerwartet von einem Stufenplan sprach. Weselsky redet immer noch von "ganz oder garnicht".
Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 11:55 Thema Spartengewerkschaften:
Wie schön wäre es doch für Ottonormalverbraucher, wenn es einen Tarifvertrag für alle ~200000 Eisenbahner gäbe.
Und genau dann könnten die Zugbegleiter streiken und eben keine Fahrkarten kontrollieren, damit für die Lokomotivführer die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Und der Leidtragende wäre die Deutsche Bahn und nicht der Deutsche Bahn Kunde.
Ob das bei der heutigen Ich-Mentalität mit 200.000 Mitarbeitern funktioniert, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass die Ich-Mentalität einer GDL funktioniert bzw. in der Vergangenheit funktioniert hat.
Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 11:55 Ich würde Herrn Weselsky auch nicht für den Sympatie-Oskar nominieren ...
Wäre ja noch schöner, wenn er für dieses Schmierentheater auch noch belohnt würde. ;)
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von Fbl799 »

Sitze gerade im Zug und schreibe vom Handy, deshalb wird das mit der "Zitierungsfunktion" schwierig...

Stichwort "daneben"

Für mich ist es keine Frage von "irgendwas Ahnung haben" sondern eher die von Attitude und Stil. Und einen ganzen Berufsstand, sinngemäß "...frustrierte Bundes-/Reichsbahnbeamte mit entsprechender Mentalität..." pauschal und undifferenziert verunglimpfen, das halte ich tatsächlich für daneben.


Stichwort Lokfahren versus hoheitliche Aufgaben

Da fiele es mir gar nicht schwer, den Zusammenhang herzustellen:
Mobilität und der Transport von Gütern ist in jeder Gesellschaft von fundamentalem Interesse, sowohl für Mensch als auch für Wirtschaft. Leider hat sich im Laufe der Jahre auch der Begriff der "Daseinsvorsorge" bei uns kräftig gewandelt...

Apropos, da war doch noch was, weiteres Stichwort "äußere Sicherheit" in diesen schweren Zeiten: Wer bitte fährt denn die Y-Tourszüge im Krisen- und Verteidigungsfall??

Welcher nicht beamtete Postbote stellt die Einberufungsbescheide zu??

Das möchte ich mir alles gar nicht weiter überlegen...


Stichwort völlig überzogene Gewerkschaftsforderungen

Meine Erfahrung in 65 Lebensjahren ist, dass bislang jede Tarif Auseinandersetzung im Wege von Verhandlungen gelöst worden ist, frei nach dem Motto "...give a little take a little..."

Rhetorische Frage:
Wäre ein Herr Weselsky im Rahmen des Verhandlungspokers gut beraten, von vornherein zu sagen: "...na klar weiß ich, dass meine Forderungen völlig überzogen und nicht erfüllbar sind. "In Wirklichkeit" wäre ich ja mit x% dessen, was ich gefordert habe, schon zufrieden..."???

Das nähme doch kein Mensch ernst...



Stichwort Auswirkungen von Streiks für Unbeteiligte

Am besten für uns alle wäre, wenn erstens nur auf Strecken gestreikt würde, die eh gesperrt sind und/oder Züge des Nahverkehrs nur in der Zeit von 1:30 Uhr bis 2:45 Uhr nachts...

Streik-Auswirkungen müssen wahrnehmbar sein das liegt in der Natur der Sache.

Es war mir ein Bedürfnis, das noch mal eben gerade zu rücken.
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von uwe »

Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 15:37 Stichwort Lokfahren versus hoheitliche Aufgaben

Da fiele es mir gar nicht schwer, den Zusammenhang herzustellen:
Mobilität und der Transport von Gütern ist in jeder Gesellschaft von fundamentalem Interesse, sowohl für Mensch als auch für Wirtschaft. Leider hat sich im Laufe der Jahre auch der Begriff der "Daseinsvorsorge" bei uns kräftig gewandelt...
in diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage was uns die Privatisierung der Bahn gebracht hat?

Sicher war bei der "Bundes"bahn nicht alles perfekt, und super billig war es auch nicht. Aber es hat funktioniert. Vor dem Winter 78/79 war für mich ein Zugausfall eher etwas für die Bösen aus der Märchenstunde: Alle reden vom Wetter... Wir nicht! und das passte. Heute klemmt die Tür ja schon wenn der Bahnsteig gestreut war und jemand ein paar Krümmel in den Waggon getragen hat... Einzig das Klimaanlagen damals kein Problem waren lag vermutlich nur daran das es sie gar nicht gab.

Fahrpreise waren sicher höher als heute, zumindest was die Frühbucher oder Bahncardrabtte angeht, aber wenn ich heute spontan buche, oder auch buchen muss, dann wird es extra teuer. Übersichtlichkeit in der Preisstruktur geht meiner Meinung nach anders.

Da es jetzt viele Bahngesellschaften gibt, müssen die Strecken anscheinend immer wieder erneut ausgeschrieben werden. Mit dem Erfolg das sich die Anbieter einen Preiskampf liefern, und am Ende dann die Leistung nicht erbringen können.
Beispiel hier vor Ort: Lüneburg - Lübeck- Kiel
Seit Anfang des Jahres ist da jetzt Erixx der "Leistungs"träger. Züge von Lübeck nach Kiel sind eine Rarität geworden, und nach Lüneburg fällt auch immer wieder mal ein Zug aus. Von Pünktlichkeit rede ich hier jetzt mal besser nicht. Resultat sind Schüler und Berufspendler die wenn überhaupt zu spät zur Schule oder zur Arbeit kommen. Vor allem die Kommunikation ist unterirdisch, so das die Reisenden am Bahnhof stehen und warten ob der Zug mal kommt.
Ursache zum einen sind die neuen Akkuzüge, die nicht wie gedacht funktionieren, und das Instandhaltungswerk in Rendsburg ist laut Zeitungsbericht noch nicht fertig. Die Gründe dafür sind dann nochmal eine ganz andere Baustelle.... (SCNR).
Zum anderen haben nicht soviele Mitarbeiter vom vorherigen Anbieter zu Erixx gewechselt, und damit ist die Personaldecke eher ein grobmaschiges Netz.
Den oben erwähnten Preiskampf dürfen dann auch die Mitarbeiter ausbaden, weil irgendwo muss das Geld dann ja herkommen.

Dieses hätte bei der Beibehaltung und Verbesserung der Bundesbahn vermieden werden können. Aber nein, man musste die Bahn ja fit für den Börsengang machen.... ...wann war der nochmal?

Letztlich die Frage ob es die Bahn entschuldigt, wenn man sieht das es in anderen Bereichen auch nicht besser ist: Post und Paketdienste würden mir da einfallen....


Immerhin mit etwas Galgenhumor lässt sich das alles ertragen. Gestern waren wir im Kreismuseum in Ratzeburg, und dort haben sie in der Weihnachtsausstellung eine Spur 0 Anlage aufgebaut. Auf selbiger fand sich dieses Detail. Heute hatten sie es geändert auf Stuttgart Verspätung 45 Minuten....
Bild
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zettie94
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Re: alternative Reiseziele

Beitrag von zettie94 »

uwe hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 02:30 Diese Äusserung von Dir lässt bei mir eine Frage aufkommen, und das nicht nur für diesen Berufszweig (auch Flugpersonal, Fluglotsen, Pflegepersonal, Rettungsdienste um nur ein paar wenige von vielen die direkt am Kunden ihre Arbeit verrichten zu nennen):
zettie94 hat geschrieben: ↑Fr 8. Dez 2023, 22:40
Die Bahn fährt für die Kunden und genau die sind die einzigen, welche mit diesem Streik bestraft werden - nicht das Unternehmen DB...
Heisst das das diese Berufe grundsätzlich kein Recht darauf haben für ihre Forderungen notfalls auch mit einem Streik zu kämpfen, wenn andere Mittel absolut kein Ergebniss bringen?
Das habe ich so nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, Streik sollte das letzte Mittel in einem Arbeitskampf sein, wenn alle anderen Mittel gescheitert sind.
Ich habe aber nicht das Gefühl, dass dies bei der GDL so gehandhabt wird. Der erste Streik fand schon vor den ersten Verhandlungen statt und der jetzige ist mitten in den Verhandlungen drin. Man kann also keinesfalls davon sprechen, dass die anderen Mittel bereits gescheitert sind.
Dazu kommen die absolut unrealistischen Forderungen, wo die GDL von vornherein wusste, dass diese nicht erfüllt werden können (gemäss Pressemitteilung DB hätte die vollständige Erfüllung der Forderungen eine Erhöhung der Lohnsumme um 50 % zur Folge gehabt. Da müsste die Politik zuerst für eine alternative Finanzierung sorgen, die Bahn kann da sonst gar nicht darauf eingehen).

Ich halte es einfach für völlig daneben, wenn man zuerst solche unrealistischen Forderungen aufstellt, dann keinen Millimeter Verhandlungsbereitschaft zeigt und danach der Bahn die Schuld gibt für einen Streik, den die GDL aus meiner Aussenwahrnehmung heraus von vornherein wollte. Ich glaube auch nicht, dass diese Strategie zum Erfolg führt, das ist einfach nur Populismus, um die Mitglieder zufrieden zu stellen und das auf dem Rücken der Kunden, welche deshalb der Bahn sobald irgendwie möglich den Rücken kehren.

Und ja, wieso es in Deutschland unterschiedliche Tarifverträge für unterschiedliche Gewerkschaften gibt, verstehe ich auch nicht. In der Schweiz verhandeln alle relevanten Gewerkschaften gemeinsam mit dem Unternehmen einen Gesamtarbeitsvertrag aus, der dann für alle Mitarbeitenden des betreffenden Unternehmens gilt. Unabhängig davon, welcher Gewerkschaft (oder auch keiner Gewerkschaft) diese angehören. Darunter sind sowohl Spartengewerkschaften für u. a. das Lok- und Zugpersonal als auch solche, die auch Büroangestellte vertreten. Und so schlecht scheint das Modell nicht zu funktionieren.
Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 11:55 Pauschaler/oberflächlicher geht es wohl nicht? Was weißt Du denn von Beamten bei der Deutschen Bundesbahn? Wenn auch nur 13 Jahre lang, ich war selbst einer, habe den größten Teil meiner Arbeit auf dem Bahnsteig (als "Dackel" vom Bahnhofsvorsteher...) im Laufschritt erledigt, zwischendurch Suizide betreut, alles selbstverständlich im "rund um die Uhr Schichtdienst..."
Es gibt selbstverständlich auch Beamte, welche ihre Arbeit mit Freude und Kundenfokus ausüben. Es war nicht meine Absicht, hier alle in einen Topf zu werfen. Die sprichwörtliche "Beamtenmentalität" kommt aber halt gerade bei alteingesessenen Eisenbahnern auch nicht von nichts (ich schreibe aus Erfahrung). Hat vielleicht auch mehr mit dem Dienstalter zu tun als mit dem Beamtenstatus, die Scheuklappen werden teilweise immer enger und neue Ideen werden prinzipiell mal abgelehnt weil "geht nicht".
Fbl799 hat geschrieben: Sa 9. Dez 2023, 11:55 Wenn ich das richtig verstanden habe bedeutet das, dass eine Gewerkschaft selbstverständlich auf die jahrzehntelange verfehlte Personalpolitik der Unternehmensführung Rücksicht nehmen muss und selbstverständlich keinen Arbeitskampf um Arbeitszeitbedingungen führen darf...???
Klasse auch, jetzt schon werden die wenigen/zu wenigen Personale auf den Lokomotiven derartig geritten und gequetscht, fahren nur noch am gesetzlichen Minimum und man wundert sich original, dass es viele aus diesem Personenkreis leid sind, einfach nicht mehr am privaten und gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu dürfen???
Eine Gewerkschaft darf selbstverständlich bessere Arbeitsbedingungen fordern, das ist ja ihre Hauptaufgabe. Nur sollten die Forderungen auch irgendwie erfüllt werden können. Wenn die Wochenarbeitszeit gesenkt wird, der Arbeitsmarkt für Lokführer aber ausgetrocknet ist, dann heisst das einzig, dass das bestehende Personal noch mehr Überstunden machen muss um weiterhin den Verkehr aufrecht zu erhalten.
Ein Arbeitnehmer kann die Übernahme von zusätzlichen Diensten jederzeit ablehnen, es wird niemand gezwungen Überstunden zu machen. Als Gewerkschaft würde ich eher hier nachhaken, damit die heutigen 38 Stunden eingehalten werden, statt 35 Stunden zu fordern, die dann in der Praxis doch nicht funktionieren.
Alternativ fände ich eine Forderung "Senkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden über die nächsten 5 Jahre" auch sinnvoll, da dann dem Unternehmen auch eine reelle Chance gegeben wird, das benötigte zusätzliche Personal auszubilden.

Gruss aus dem Land, wo die durchschnittliche vertragliche Wochenarbeitszeit bei 41,7 Stunden liegt (SBB, BLS, SOB: 41 Stunden, RhB: 40 Stunden, um mal ein paar Bahnen zu nennen),

Julian
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