Wir sind ein Freundeskreis, der sich dem Maßstab 1:220 verschrieben hat und allen Interessierten - Einsteigern wie Profis - mit Rat und Tat zur Seite steht. ( Verantw. i. S. d. TMG: Z-Freunde International e.V. - Brandenburg 6 - 56856 Zell / Mosel )
Der Unglückszug, der bei Riedlingen aus den Schienen sprang, ist allerdings ein Dieseltriebzug der Baureihe 612, wie die Deutsche Bahn auf FOCUS-online-Nachfrage bestätigt. "Er hat ein Eigengewicht von bloß 101 Tonnen", sagt Luik, der viele Kontakte zur Bahn-Belegschaft hat. Bei zwei Zügen, wie sie am Sonntagabend im Einsatz waren, macht das insgesamt 220 Tonnen Gewicht.
Nach der Logik vom FOCUS hätte der ICE eigentlich wie durch Butter gleiten müssen... Ich glaube, auch die gute alte Silberling-Garnitur hätte hier zu 50% in einem Desaster geendet, wenn eine 218 die Waggons geschoben hätte - was bei Push-Pull-Garnituren üblicherweise mit etwa 50% Wahrscheinlichkeit im Regelbetrieb vorkam.
Der im Vorwort des Focus-Artikels angekündigte "Bahn-Insider" - genauer: ein Lokführer, der "Angst vor diesem Zug" hat, ist ganz bestimmt ein ausgewiesener Fachmann für Spurführungstechnik. Vermutlich kennt er nicht einmal den Unterschied zwischen Aufsteigen und Aufklettern von Rädern.. . Folgerichtig wird auch (zu?) schnelle Kurvenfahrt mit Hindernissen im Gleis auf eine Stufe gestellt...
Gilt seine Angst nur dem 612 mit Neigetechnik oder generell allen Diesel-Triebzügen dieser "Gewichtsklasse"? Oder überhaupt allen nicht mit einer Lok (welche dann hoffentlich zufällig gerade am vorderen Ende fährt...) bespannten Zügen??? Offensichtlich sind auch ICEs immer mit einer Lok bespannt - da habe ich ja wieder was gelernt...
Eigentlich mag ich solch einen Blödsinn gar nicht kommentieren - schlimm ist nur, dass so etwas von einer halbwegs seriösen Zeitschrift ungefiltert auf die technisch unbedarften Leser losgelassen wird und damit auch noch grundsätzlich Angst vorm Bahnfahren oder dem System Eisenbahn geschürt wird.
Zumindest möchte ich Euch hier erklären, dass die Neigetechnik einzig dem Komfort der Fahrgäste dient - die fürs Befahren von Kurven mit einem bestimmten Radius und einer bestimmten Gleisüberhöhung vorgegebene technische Höchstgeschwindigkeit ändert sich nicht durch die Neigung des Wagenkastens gegenüber dem Fahrgestell. Diese reduziert lediglich die auf die Fahrgäste wirkenden freien Seitenkräfte; auf die Kraftverhältnisse zwischen Rad und Schiene hat sie keinen Einfluss.
Hoffentlich wird in den Medien nicht noch mehr von solchem unqualifizierten Quatsch veröffentlicht.
Anmerkung für diejenigen, die mich nicht persönlich kennen:
ich bin zwar kein "Bahn-Insider" (wie auch immer man sich dafür qualifizieren kann), bin aber seit 1986 als Ingenieur in der Bahnindustrie tätig und habe zuletzt vor 6 Monaten einen (theoretischen und experimentellen) Nachweis für die Entgleisungssicherheit eines von meinem Team entwickelten Inspektionsfahrzeugs geführt. Ein wenig Ahnung von der Materie dürft Ihr bei mir also voraussetzen.
ich bin deshalb involviert...,
weil die jüngste Tochter unseres StaTi-Capo und mein bester Kumpel mit diesem Zug nach Hause fahren wollte.
Just in Time kamen ihr aber ein paar Freunde zugegen und brachten sie heim.
Axel Hempelmann hat geschrieben: Di 29. Jul 2025, 18:14
Der im Vorwort des Focus-Artikels angekündigte "Bahn-Insider" - genauer: ein Lokführer, der "Angst vor diesem Zug" hat, ist ganz bestimmt ein ausgewiesener Fachmann für Spurführungstechnik. Vermutlich kennt er nicht einmal den Unterschied zwischen Aufsteigen und Aufklettern von Rädern.. . Folgerichtig wird auch (zu?) schnelle Kurvenfahrt mit Hindernissen im Gleis auf eine Stufe gestellt...
Axel du hast es auf den Punkt gebracht. Ich bin mit den 612ern auch jahrelang "durch die Gegend geheizt", aber bei dem Kaese, welcher dort zusammengeschrieben wurde, fehlte mir echt die Spucke. Allerdings passiert das immer bei Problemen/Unfaellen bei der Bahn. Journalisten haben nicht die geringste Ahnung von der Materie (dafuer ist Eisenbahn einfach zu spezifisch) und woher sie sich dann die "Experten" besorgen, ... Lassen wir das. Es ist dann noch nicht einmal amuesant zu lesen.
Die Bundesstelle für Eisenbahn-Unfalluntersuchung (BEU) hat die Untersuchungen zur Ursachenermittlung aufgenommen.
Wer wirklich gesicherte Informationen nachlesen möchte, kann das auf der Seite der BEU tun. Erfahrungsgemäß vergehen aber bis zum Abschluß solcher Untersuchungen mehrere Jahre; es wird mindestens jährlich ein Zwischenbericht herausgegeben.