Alle Räder stehen still...

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Moderator: hafenbahnhof

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hafenbahnhof
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von hafenbahnhof »

Gunnar Häberer hat geschrieben: Fr 8. Sep 2023, 22:04 ...Wer hats fehl geplant? - Die Bahn!
Wo gehobelt wird, fallen auch Späne. Bzw. geht auch mal was schief. Macht die Bahn nix, ist auch nicht richtig. Dieses Bahn-Dauerbashing ist irgendwie ermüdend...
Gunnar Häberer
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von Gunnar Häberer »

Es gibt bestimmt noch andere Unternehmen, in denen es durch unternehmerische Fehlentscheidungen des Managements zu Störungen der Betriebsabläufe kommt. Nur zeigt sich das nicht derartig, wie in diesem Falle bei der Bahn.
Außerdem hat Siggi bereits darauf hin gewiesen, dass bereits in der Vergangenheit an anderen Stellen des Netzes Veränderungen vorgenommen wurden, um genau diesen aufgetretenen Störfall in seinen Auswirkungen abmildern zu können.
Ich kann nur hoffen, dass als Ergebnis auf diesen Vorfall eine Überarbeitung der Oberleitungsstruktur stattfindet.
Der jüngste Auftritt "revolutionärer Zellen" mit ihren Anschlägen auf die Fernstrecken Berlin-Hamburg sowie Berlin-Rostock zeigt jedoch wieder einmal, wie verwundbar die geschaffene Infrastruktur doch ist. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was in einem kriegerischen Konflikt hier in D mit unserer Bahn passiert! Es fehlt mir einfach der Glaube, dass es z.B. für eine derartige Situation entsprechende Notfallpläne in den Schubkästen der Führungsverantwortlichen dieses Unternehmens gibt.
Axel Hempelmann
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von Axel Hempelmann »

Natürlich ist wieder die Bahn schuld mit ihrer vermeintlichen Fehlplanung. Ohne die Bahn gäbe es ja mit Sicherheit keine Oberleitung...

Es ist ein Unfall passiert, ok. Dadurch wurde der Bahnverkehr für ca. einen halben Tag stillgelegt, es kamen keine Personen zu Schaden. Ich finde, das ist doch, nachdem der Unfall nun mal passiert war, hervorragend gemanagt worden und es ist alles schnell wieder im Betrieb gegangen.

Gegen alles und jedes kann man keine Vorsorge treffen. Dass der Grund für die Großbaustelle (und den Einsatz des Baggers) ja gerade der ist, dass man einen Engpass im Bahnverkehr beseitigen will, sollte auch mal bedacht werden.

Gunnar, hast du eine Vorstellung, wie oft jeden Monat hier allein die Autobahn A8 in Richtung Stuttgart wegen eines Unfalls (der häufig nicht so glimpflich abläuft) über mehrere Stunden gesperrt ist? Das steht nur nicht dauernd in den Nachrichten, man hat sich daran gewöhnt... Vergleichbare Anschläge, wie sie jetzt einige Verrückte auf die Bahn verübt haben, hätten bei einer Autobahn oder Hochspannungstrasse mindestens genauso gravierende Auswirkungen. Wie soll man das verhindern???

Ich bin ja als Berufspendler unterwegs und finde trotz einzelner Störungen die Bahn immer noch zuverlässiger als die Anreise mit dem Auto. Verbessern kann man natürlich immer und überall etwas; es muss aber auch bezahlt werden...
Gunnar Häberer
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von Gunnar Häberer »

Oh Axel, das werden wir vielleicht hoffentlich mal bei einem Glas diskutieren können.
Klar kenne ich die A8, so oft, wie ich die benutzt habe, als es noch ging.
Die von Dir zitierten Unfälle sind jedoch überwiegend auf individuelles Versagen zurück zu führen, sei es, dass wieder eine Maß Bier zu viel im Spiel war, der LKW-Fahrer unbedingt seine Zehnägel schneiden musste oder ein Verkehrsteilnehmer schlichtweg überfordert war.
Bei der Sache mit der Oberleitung sieht das meiner Ansicht nach anders auch.
Glaubst Du, dass der Baggerfahrer ohne einwandfreie Einweisung sich den 15 kV so blauäugig mit seinem Arbeitsgerät nähert?
Um es auf die Spitze zu treiben und provokativ gefragt, vielleicht konnte er den deutschen Erklärungen auch nicht folgend, weil ihm einfach die sprachliche Grundlage dazu fehlte?
Axel Hempelmann
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von Axel Hempelmann »

Wohl dem, der noch nie einen Fehler gemacht hat.
Dass aus Fahrlässigkeit etwas passiert, kommt auf Straße, wie auf Schiene vor.

Wir sollten hier aufhören zu spekulieren.
Vorsatz wird von den Ermittlern derzeit ausgeschlossen. Ob es sich um einfache oder grobe Fahrlässigkeit handelt, wird sich zeigen. Solange die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, wissen wir ja nicht einmal, ob es nicht ein technisches Problem am Bagger gab.

Niemand darf auch nur die Baustelle betreten, geschweige denn dort arbeiten, ohne entsprechende Unterweisungen bekommen zu haben. Gunnar, dein letzter Satz ist nicht provokativ, sondern grenzt an Verleumdung und hat daher hier nichts zu suchen.

Genau wegen solcher Äußerungen sah sich die ermittelnde Behörde wohl dazu genötigt, von einem "deutschen Baggerfahrer" zu sprechen - schlimm genug, dass das überhaupt notwendig ist.

PS: Wir sind alle Ausländer, fast überall auf der Welt!
norm24
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von norm24 »

Wer arbeitet macht auch Fehler. Nur wer nicht arbeitet macht keine.

Ja Gunnar, Du hast in den letzten 30 Jahren keine Fehler mehr gemacht.

:x
Fbl799
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Für mich ist es einfach die Summe der Dinge,

Beitrag von Fbl799 »

die bei der Bahn nicht mehr funktionieren, die mich (ver)zweifeln lassen.


Moin,
dass ein Baggerfahrer mal ein Kabel erwischt oder die Oberleitung runterholt, kann immer mal passieren, konnte immer mal passieren.
Auch da ist es für mich ein Unterschied, ob man für alle Fälle irgendwas in Redundanz hat, oder ob Redundanz grundsätzlich nicht mehr vorgesehen ist. Unter dem Deckmantel der "Sicherheit" schließt man dann - gefühlt - einfach eine Woche lang den Laden ab, und macht nach dieser Woche, nachdem der Schaden behoben ist, weiter, als wenn nichts gewesen wäre.

Beispiele gäbe es da genug, in jüngster Zeit sind es Unwetter, in erster Linie Stürme, vor ca. anderthalb Jahren habe ich selbst eine Oberleitungsstörung in Büchen erlebt. Die nächste frei verfügbare Diesellok hätte aus Hannover kommen müssen, also gestrichen. Selbstverständlich gab es auch keine Rangierlok, die da "einfach so" irgendwo rum stand, die den Zug wieder in einen stromführenden Abschnitt hätte schleppen können. Nach drei Stunden und A-kälte im Zug (es war Januar) ist der gesamte IC schlussendlich in einen VT 648 evakuiert worden, was für ein Spaß, mit Gepäck aus dem Wagen in den Schotter...
Da hätte man sich gewünscht, dass es eine Möglichkeit gegeben hätte, die Scharfenbergkupplung von dem VT mit der Normalkupplung des IC zu verbandeln und den Zug einfach wieder unter Strom zu schleppen - Fehlanzeige.

[OT] Beispiel Personen im Gleis:

Es kommt jetzt tatsächlich in die Diskussion, dass man nicht zwangsläufig den Betrieb einstellen muss, wenn die Möglichkeit besteht, dass Personen am/im Gleis stehen. Sehr interessante, wenn auch späte Erkenntnis. Problem dabei: die Regelung gibt es seit mehr als ca. 20 Jahren und wurde in den Fortbildungsunterrichten für Betriebseisenbahner vermittelt:


PDF BahnPraxis von 2005, Seite 87ff

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q ... i=89978449

Interessantes Beispiel zum Thema Personen im Gleis selbst erlebt. War Fahrgast in einem VT, der keine Einfahrt in den Bahnhof Etelsen erhalten konnte. Grund: Es saß ein Passant auf der Bahnsteigkante und liess die Beine ins Gleis baumeln, wir konnten den aus dem Zug sehen. Klar muss in so einem Fall der Betrieb eingestellt, der Bereich gesperrt werden. Jetzt das aber: es saß ein uniformierter Bundespolizist nach Dienstschluss im Zug, der sprach den Lokführer an und sagte: "...regele das mit dem Fahrdienstleiter, fahr da hin, ich fange den ein..."
Keine Chance, der Zug stand eine 3/4 Stunde vorm Mast, bis die Ortspolizei den Menschen letztendlich eingesammelt hatte.

Ich weiß nicht, wie das alles zusammen hängt, bei vielen Dingen habe ich als ehemaliger Eisenbahner (Lehrer für Betriebsdienst) den Eindruck, dass neben den ganzen Bauunwägbarkeiten die Aufrechterhaltung des Eisenbahnbetriebes im Störungsfalle nicht mehr ausreichend trainiert und/oder beherrscht wird...

Die Summe der "Unwägbarkeiten", jahrzehntelanges auf Verschleiß fahren, usw. usw., hier Verspätungen, da Zugausfälle, gefühlt klappt gar nix mehr, lässt mich als überzeugten Eisenbahnfan und -fahrer zunehmend zweifeln...

Just my two cents, das musste jetzt mal raus
wernerle2
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von wernerle2 »

Jetzt schreibe ich doch mal was dazu.

Die Deutsche Bahn kämpft in ihrem Betrieb immer mit zwei Sorten von Elend, dem selbstgemachten Elend und dem fremdgemachten Elend.

Unter fremdgemachtes Elend zähle ich Sachverhalte wie
- Personen im Gleis
- Anzünden von Leitungen durch Dritte
- Wetter und seine Folgen (Bäume in Oberleitungen)
wobei diese Aufzählung nicht erschöpfend ist.

Unter selbstgemachtes Elend sortiere ich Sachverhalte ein wie
- schlechtes Projekt-/Risikomanagement
- mangelnde Redundanz.

In diesem Falle haben wir es - glaube ich - mit schlechtem Risikomanagement zu tun.
Wenn ich eine Baustelle im Vorfeld des 3.-größten Bahnhofs Deutschlands einrichte, dann muss ich vorher den möglichen Fall, dass jemand unautorisiert - mit was auch immer - in die Oberleitung greift im Rahmen meines Projekt-/Risikomanagements betrachten! Und dann muss die Oberleitung in diesem Bereich so installiert werden, dass bei Eintreten des Risikos nicht der gesamte 3.größte Bahnhof Deutschlands in Gänze lahmgelegt wird.
Ich gebe Detlev Recht: Wo gearbeitet wird, geschehen Fehler. Der normale Mensch macht 5-6 Fehler pro Stunde (wenn er wach ist).
Der Baggerfahrer ist in meinen Augen jetzt nur das arme Schwein am Ende der Fresskette, der den Bock, den eigentlich sein Projektleiter geschossen hat, ausbaden muss.
Dabei ist es übrigens irrelevant, ob der Baggerfahrer Deutsch, ausreichend Deutsch oder überhaupt kein Deutsch kann.

Vielleicht hätte man den überregionalen Schaden mit ausreichend Redundanz (z.b. Dieselloks mit passender Kupplung oder Wenden des überregionalen Verkehrs in Pasing) einigermaßen klein halten können, aber auch das muss ein Teil des Projekt-/Risikomanagements des Projektleiters sein.

Ich warte - wieder einmal - gespannt auf den Bericht des Eisenbahnbundesamtes.
Gunnar Häberer
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von Gunnar Häberer »

Axel Hempelmann hat geschrieben: Sa 9. Sep 2023, 11:54 Niemand darf auch nur die Baustelle betreten, geschweige denn dort arbeiten, ohne entsprechende Unterweisungen bekommen zu haben. Gunnar, dein letzter Satz ist nicht provokativ, sondern grenzt an Verleumdung und hat daher hier nichts zu suchen.

Genau wegen solcher Äußerungen sah sich die ermittelnde Behörde wohl dazu genötigt, von einem "deutschen Baggerfahrer" zu sprechen - schlimm genug, dass das überhaupt notwendig ist.
Nur gut, dass es nur an Verleumdung grenzt! Deshalb habe ich ja auch von "Spekulation" und "vielleicht" geschrieben!

Hallo Detlev, vielen Dank für Dein Lob!
Gunnar Häberer
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Re: Alle Räder stehen still...

Beitrag von Gunnar Häberer »

Ich kann nicht anders, als hier den Spiegel vor zu halten!

Zitat Axel: "Gunnar, dein letzter Satz ist nicht provokativ, sondern grenzt an Verleumdung und hat daher hier nichts zu suchen." Zitat Ende

Und hier die Antwort aus dem Deutschen Schulportal der Robert-Bosch-Stiftung:

"Auch die Vergleichstest für die jüngsten IQB-Bildungstrends im Fach Deutsch – 2015 unter Jugendlichen der neunten Klassen und 2016 unter Kindern der vierten Klassen – haben Defizite in der Rechtschreibung offenbart. So haben 2015 rund 14 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Deutschland insgesamt den von der Kultusministerkonferenz (KMK) festgelegten Mindeststandard im Kompetenzbereich Orthografie verfehlt."

"Für die Grundschulen fiel das Ergebnis noch schlechter aus. Der IQB-Bildungstrend 2016 hat gezeigt, dass im Bundesdurchschnitt 22,1 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler den Mindeststandard im Bereich Orthografie nicht erreichen. Damit haben sich die Leistungen der Kinder gegenüber 2011 sogar um 10 Prozentpunkte verschlechtert."
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