Torsten83 hat geschrieben:Also, das mit der Werbung für Z muss man irgendwie mal gucken, ob man das mit Rekorden forcieren will und kann - und mal Hand aufs Herz: hat schon mal jemand gehört, dass es einen Z Bahner mehr gibt, weil Holger ein kleines Bier in Dortmund gezapft hat?
Hallo Torsten,
ich denke, dass weder Heinz noch Axel (ich übrigens auch nicht) ernsthaft erwarten, dass jemand Zettie wird, nur weil er Zeuge eines Weltrekords war oder sich davon beeindruckt zeigt, wenn er anderweitig davon hört. Trotzdem sind sie geeignete Möglichkeiten, auf unsere Spurweite und die Errungenschaften, von denen wir profitieren, aufmerksam zu machen:
--> Für Medien (gemeint ist die Tagespresse) zählen Schlagzeilen. "Höher, schneller, weiter" oder hier eben auch mal "kleiner" eignen sich da gut und schaffen Aufmerksamkeit. Das bringt die Modellbahn insgesamt ins Bewusstsein der Leser und das glücklicherweise sogar positiv. Die Messeleitung der Intermodellbau hat mir gegenüber bei bislang jeder Aktion (Weihnachtsbaum, Bierfass, Fußballstadion mit Norbert Dickel von Friedrich Scholta, Sägewerk von Götz, Rockbühne) explizit bekundet, dass diese Attraktion Menschen anzieht, die diese Messe sonst nicht besucht hätten. Daher rührt auch das große Interesse an Wiederholungen - am besten Weltrekorde. Auch die sponsernde Brauerei hielt es für eine geeignete Werbemaßnahme und steht als fester Partner bereit.
--> Ich werde, nur weil ich gerade irgendeine Modellbahnzeitschrift oder ein -buch lese, fast jede Woche im Zug von irgendwelchen unbekannten Leuten angesprochen, ob es Märklin noch gibt. "Die waren doch pleite, oder? Gibt es die noch?" Das zeigt doch sehr deutlich, wie wenig Modellbahn die Menschen heute noch wahrnehmen, wenn sie sich nicht dafür interessieren und gezielt informieren. Zumindest ist da aber eine Schlagzeile hängen geblieben...
--> Weltrekorde positionieren die Spur Z als "Spur der Extreme". Das meine ich durchaus positiv (sonst würde ich da ja auch nicht mitmachen). Jedem wird klar, dass sich gerade in unserem Maßstab Herausforderungen stellen und mit solchen wächst man doch, sagt der Volksmund. Niemand muss selbst einen Rekord aufstellen, um Teil des Ganzen zu sein. Hier zählt das Wir-Gefühl und vor allem auch die Vielfalt, die wohl nur dieses Hobby bieten kann.
--> Weltrekorde und auch gescheiterte Versuche veranschaulichen, welche Errungenschaften die technologische Entwicklung gebracht hat. Menschen, die keine Ahnung von Ätztechni, Lasercut oder 3D-Druck haben, staunen über die Winzigkeit, die ihnen vorgeführt wird. Nebenbei lernen sie aber auch, dass es Techniken gibt, von denen sie zuvor vielleicht nicht mal geahnt haben. Kaum jemand von ihnen wird sich je gefragt haben, wie klein die Bauteile in ihrem Smartphone sind, mit dem sie gerade funktionieren. Eine SMD-LED 0201 oder ein Sounddecoder von Velmo können ihnen aber auf diesem Umweg vor Augen führen, dass wir uns verschiedener Alltagstechniken gezielt bedienen und die Grenze des Möglichen sich erheblich verändert hat und weiter verändert.
--> Die Modellbahn erfährt durch Weltrekorde zumindest für einen Moment (und durch regelmäßigen Konsum solcher Informationen) bei Unbedarften eine Wahrnehmung als Hightech-Hobby. Technisch anspruchsvoll statt altbacken, persönliche Herausforderung statt Rentnerbeschäftigung, ließe sich das etwas provokant formulieren. Damit könnten sich auch jüngere Menschen gezielter mit ihr beschäftigen. Genau das brauchen wir, wobei die Spur Z eher eine Umsteiger- als eine Einsteigerspurweite ist.
Fazit: Die Modellbahn muss einen Imagewandel im öffentlichen Bewusstsein vollziehen. Dazu bedarf es vieler und sich wiederholender guter Nachrichten. Heinz hat schon mal für eine gesorgt. In die gleiche Kerbe schlägt übrigens auch der von HvO initiierte "(Internationale) Tag der Modellbahn" am 2. Dezember. Dieses Jahr macht auch schon der NMRA in Nordamerika mit. Wir sollten den auch gut für unsere Interessen nutzen, wenn es eben passt!
Holger