Achse hat geschrieben: Mo 20. Okt 2025, 23:05
Ist das nun ein privatisiertes Wirtschaftsunternehmen oder Ballast des Staates und kann weg?
Beides? Der politisch gewollte Einzelwagenverkehr gehört in eine Non-Profit Gesellschaft, die mit einem Fuhrpark zu regulierten Preisen, wie im Postbereich, Sendungen von A nach B bringt und dazu die Infrastruktur nutzt, die dafür benötigt wird: Rangierloks, Güterbahnhöfe zum zerlegen.
Den lukrativen Wettbewerb um die Ganzzüge können Speditionen übernehmen, da gewinnt dann der beste Preis oder die höchste Zuverlässigkeit. Es ist ja auch nicht so, dass Lokführer bei den Mitbewerbern der DB Cargo weniger Geld verdienen würden, aber sicherlich gibt es Abstriche bei anderen Gesichtspunkten und das ist letztlich individuell - hier gibt es aber kein allgemeingültiges Richtig oder Falsch für jeden Einzelnen.
Ich habe einen Bekannten, der ist von der DB zu einem Privaten gewechselt und fährt dabei als Sub nun auch weiterhin auch für DB Cargo auf DB Cargo Maschinen - warum hat er es gemacht? Mehr Geld, ganz einfach. Dafür schläft er auch regelmäßig im Hotel, weil er im Gegensatz zu vielen DB Cargo Lokführern mitunter sehr lange auf dem Bock sitzt und zum Beispiel aus dem Ruhrgebiet ins Saarland durchfährt - am nächsten Tag mit einer Rückleistung in Gegenrichtung. Sowas wollen viele nicht, innerhalb der DB Cargo wird es aber durch Funktionäre letztlich auch für die behindert, die es machen würden. Das könnten auch viele aus dem Arbeitsleben kennen, wo ein Betriebsrat sagt: der Mustafa macht jetzt viel zu lange schon Nachtschicht, der arme, das ist sozial ungerecht, also macht der ab dem nächsten Plan erstmal nur noch Tagschicht. Betriebsrat lobt sich selber für tollen Einsatz, Mustafa ist sauer, weil er extra die Nachtschichten gemacht hat, um die Zuschläge zu kassieren - sein Vorarbeiter kommt gegen die Einsprüche vom Betriebsrat aber nicht an (auch ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis).
Das aktuelle Problem an der DB Cargo ist ja, dass sie die lukrativen Ganzzüge fahren will und gleichzeitig auch Zuschüsse für Einzelwagenverkehre erhalten will. Jeder mit ein bisschen Bezug zu Buchhaltung oder Controlling in etwas größeren Unternehmen weiß, das man mit Verrechnungskarussels hier schöne Beträge hin und her verschieben kann - in Konzernstrukturen erst recht. Letztlich hat man von Seiten der EU wohl etwas ähnliches bei der DB Cargo gesehen, deshalb muss die ja nun auf Biegen und Brechen eigenwirtschaftlich gemacht werden. Es ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz, dass beides in der selben Gesellschaft stattfinden muss - warum denn muss eine DB Cargo quersubventioniert Ganzzüge gegen Private fahren, wenn diese ein vergleichbares Angebot anbieten können?
Und der Einzelwagenverkehr ist auch kein deutsches Problem, in den Niederlanden dürfte er schon faktisch tot sein - auch in der Schweiz ist er wirtschaftlich herausfordernd für die SBB und das bei einem erheblich besseren Netz.
LG
Torsten